Birmingham – Der Song, den sich Liz Truss für ihren großen Auftritt ausgesucht hat, wirkt wie eine Karikatur der Stimmung in ihrer Konservativen Partei. „Nothin’ can stop me“ – nichts kann mich aufhalten – tönt aus den Boxen, als die britische Premierministerin zum Abschluss des Parteitags in Birmingham auf die Bühne federt. Doch tatsächlich scheint es, als sei Truss nach nur vier Wochen im Amt bereits gestoppt worden. Von eigenen Fehlern und ihrer Partei.
Der erste wichtige Auftritt für Truss wirkt wie eine Untergangsparty. „Die Partei implodiert vor unseren Augen“, sagt einer. Truss hat einen Fehlstart hingelegt. Nach den Skandaljahren ihres Vorgängers Boris Johnson hatte die 47-Jährige versprochen, das Vertrauen in die Regierung wiederherzustellen. Die Wahrheit sieht anders aus. „Sie hat Vertrauen verloren, weil sie das eine sagt und dann etwas anderes passiert“, urteilt Tim Durrant von der Denkfabrik Institute of Government. Etwa die geplante Senkung des Spitzensteuersatzes. Während Truss sie in am Vorabend gegebenen TV-Interviews verteidigte, hatte die Regierung zum Zeitpunkt der Ausstrahlung bereits eine Kehrtwende hingelegt.
Ihre Gegner wittern Morgenluft. Ex-Minister Grant Shapps, den Truss abgesägt hatte, setzte ihr eine Frist von zehn Tagen, die Dinge zum Laufen zu bringen. Der offene Riss in der Partei hat das Kabinett erreicht, manche sprechen von einem „offenen Krieg“. Experte Durrant betont, Truss habe nur noch auf dem Papier die notwendige Mehrheit, ihre Vorhaben durchs Parlament zu bringen. Schaden könnte ihr auch, dass sie keine Widersacher in ihr Kabinett berief. „Es gibt eine große interne Opposition gegen die Regierung.“