Mega-Gipfel in Europa

Miteinander reden, nicht labern

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Bitte nicht wieder eine „Laber-Runde“, sagt die britische Premierministerin Truss. Sie spricht vielen aus dem Herzen. Die „politische Gemeinschaft“ aus 44 europäischen und halbeuropäischen Staaten, die nun in Prag erstmals tagte, birgt Risiken und Hoffnungen. Die Sorge ist berechtigt, dass sich da ein neuer, in der Größe gigantischer, aber wegen seiner Konflikte entscheidungsunfähiger Zirkel zusammenfindet, um aneinander vorbei zu reden; ein paar Schwülstigkeiten über das „gemeinsame Haus Europa“, dann Dinner und Abreise, steuerfinanziert.

Das Problem ist ja auch nicht, dass die EU der 27 zu klein wäre. Anders: Sie ist zu starr, unflexibel, bürokratisch verkrustet, zu teuer und in Teilen undemokratischer als die meisten Mitgliedsländer. Eigentlich müsste dieses Brüsseler Konstrukt, weil es als Friedenswerk für den Kontinent unverzichtbar ist, neu erfunden und neu aufgestellt werden – aber eher aus einem schlanken Kern heraus, nicht als Alle-außer-Putin-Riesenrunde.

Warum der 44er-Gipfel in Prag dennoch gut ist, hat einen anderen Grund: In diesen Zeiten ist jeder Dialog besser als Nichtreden. Vor allem in heiklen Konstellationen: Die Türken treffen auf die Griechen. Und auf die Schweden und Finnen, Stichwort Nato-Beitritt. Der Balkan ist komplett dabei. Die Briten reden wieder konstruktiv mit Europa. Wenn der Mega-Gipfel einen Mehrwert haben sollte, dann liegt er in diesen informellen Gesprächen.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

Artikel 1 von 11