Die Warnung von US-Präsident Joe Biden vor einer nuklearen Apokalypse im Ukraine-Konflikt hat weit über die USA hinaus Wellen geschlagen. Doch wie realistisch ist diese Aussage? Als Beruhigung dient, dass sich das Weiße Haus bemühte, die Feststellung des Präsidenten zu entschärfen – es gebe keine Indizien für einen geplanten Nuklearwaffen-Einsatz des Kreml. Allerdings glaubt Biden, dass Wladimir Putin mit seiner Drohung nicht scherze und die Gefahr im Raum steht. Der Anschlag auf die Krim-Brücke dürfte diese noch gesteigert haben.
Für die von Biden beschworene Eskalation zu einem „Armageddon“ bedarf es allerdings der Entscheidung, dass der US-Präsident auf einen russischen Erstschlag in der Ukraine nuklear reagiert. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist minimal. Biden fehlt dafür die politische Rückendeckung, und die Ukraine ist kein Nato-Mitglied. Eine solche Reaktion könnte am Ende zudem zu einer unerwünschten direkten Konfrontation der Weltmächte führen. Biden dürfte sich also mit seiner „Armageddon“-Aussage einen weiteren verbalen Lapsus geleistet haben – nachdem er kürzlich erklärte, die USA würden Taiwan verteidigen, wenn China angreife. Auch hier ruderten Berater rasch zurück. Die Welt wäre gut beraten, Bidens Aussagen nicht für bare Münze zu nehmen.
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