Für Moskau eine Ohrfeige, zumindest im ersten Moment. Bei der UN-Vollversammlung haben 143 von 193 Staaten die illegale Annexion ukrainischer Gebiete für nichtig erklärt – dem Kreml stand mit Ländern wie Nordkorea, Belarus oder Syrien nur ein peinliches Grüppchen bedingungslos Treuer bei. Russland, könnte man also meinen, sei inzwischen weltweit isoliert. Die Realität ist eine andere.
Das UN-Votum hat sicher eine gewisse symbolische Kraft und signalisiert dem Kreml zumindest, dass seine Referenden-Show – wenn überhaupt – nur die Allerblindesten hat täuschen können. Bedauerlicherweise hat aber auch der UN-Abstimmung einen Show-Charakter. Dass etwa Saudi-Arabien der Resolution zustimmte, ist ein besonders schlechter Scherz. In Wahrheit haben sich die Scheichs zuletzt auf Russlands Seite geschlagen: Durch die künstliche Verknappung der Ölfördermengen helfen sie dem Kreml dabei, mehr Geld für seinen Krieg in der Ukraine zu scheffeln. Mit ihrer raffgierigen Öl-Politik fallen die Saudis nicht nur dem angegriffenen Land in den Rücken, sondern auch ihrem Verbündeten USA. Das schreit nach Konsequenzen. US-Waffenlieferungen auszusetzen, wäre das Mindeste.
Der Fall zeigt Bitteres: Dem Kreml bleiben bis dato genug Freunde, um sich von einem wuchtig daherkommenden UN-Votum nicht irritieren lassen zu müssen. Auch die Enthaltungen von China, Indien und Südafrika sind viel mehr Weiter-so-Signal als Stoppschild. Von Isolation kann also keine Rede sein.
Marcus.Maeckler@ovb.net