Sunak muss die Scherben aufkehren

von Redaktion

Die Regierung des neuen britischen Premierministers will schon nächste Woche ihre Finanzpläne vorlegen

London – Großbritannien hat– schon wieder – einen neuen Premier. Nach dem Scheitern seiner Vorgängerin trat gestern Rishi Sunak sein Amt an. Sunak versprach der Nation eine Bewältigung der enormen Probleme im Land. „Es wurden Fehler gemacht“, sagte Sunak in seiner ersten Ansprache in der Downing Street mit Blick auf die kurze Amtszeit von Liz Truss. Diesen Schaden wolle er jetzt reparieren, kündigte der 42-Jährige an.

Truss war mit ihrer radikalen Wirtschaftspolitik nach nur rund sechs Wochen gescheitert – und geht damit als Regierungschefin mit der kürzesten Amtszeit in die Geschichtsbücher ein. Die Konservative Partei hatte Sunak daraufhin Anfang der Woche zum neuen Parteichef gekürt – und damit auch zum Premier. König Charles III. beauftragte ihn gestern im Buckingham-Palast offiziell mit der Regierungsbildung.

Bevor Truss in einer Audienz bei König Charles formell ihren Rücktritt einreichte, verteidigte die 47-Jährige noch einmal ihre Politik. Sie glaube noch immer an Wirtschaftswachstum durch niedrige Steuern, außerdem müsse Großbritannien seine „Brexit-Freiheiten“ ausnutzen.

Kurz nach seinem Amtsantritt gab Sunak schon die ersten Ministerposten seines Kabinetts bekannt. Finanzminister bleibt Jeremy Hunt. Die Personalie war erwartet worden, auch weil die Regierung bereits kommenden Montag ihren mit Spannung erwarteten Finanzplan vorlegen will. James Cleverly bleibt als Außenminister im Amt, ebenso wie Ben Wallace als Verteidigungsminister.

Zurück in die Regierung ist Dominic Raab. Er wird wieder stellvertretender Premier und Justizminister. Der 48-Jährige hatte diese Position bereits unter dem Ex-Premier Boris Johnson inne und gilt als einer der wichtigsten Verbündeten Sunaks.

Anders als erwartet bekam Penny Mordaunt – Rivalin im Rennen um die Downing Street – kein Schlüsselministerium, sondern bleibt Ministerin für Parlamentsfragen. Für Erstaunen sorgte die Ernennung von Suella Braverman aus dem rechten Parteiflügel als Innenministerin. Sie war erst vor sechs Tagen wegen eines Regelbruchs aus dem Truss-Kabinett ausgeschieden. Braverman steht für einen harten Kurs in der Einwanderungspolitik. Die Personalie gilt als Versuch, die verschiedenen Flügel der Tory-Partei zu vereinen.

Von der Parteibasis gibt es trotzdem Kritik, weil Sunak ohne Abstimmung der Mitglieder ins Amt gekommen war. BENEDIKT VON IMHOFF

Artikel 7 von 11