München – Seit Ausbruch der Pandemie gibt es in Bayern deutlich mehr Tote zu beklagen. Laut Landesamt für Statistik waren es 2020 mit 143 367 Toten sieben Prozent mehr als im Durchschnitt der vorangegangenen vier Jahre. 2021 (147 984) wurde der Wert sogar um zehn Prozent überschritten. Von Januar 2020 bis Februar 2022 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) sind 21 092 Menschen an Corona gestorben. Hinzu kommen 3820 Menschen, die mit Corona verstorben sind.
Die hohe „Übersterblichkeitszahl“ lässt sich laut Karin Tersching, Leiterin des Kompetenzzentrums Demographie, nicht allein auf die Corona-Toten zurückführen. So wurden im November und Dezember 2021 je 3500 Todesfälle mehr registriert – doch pro Monat nur etwa 2000 Coronafälle gemeldet. Andere Forscher führten das auf das überlastete Gesundheitssystem und unterbliebene Vorsorgeuntersuchungen zurück. Doch könnten auch Corona-Fälle nicht auf Totenscheinen dokumentiert worden sein.
Altersverteilung
Starben in der ersten (März –Mai 2020), zweiten (Oktober 2021 – Februar 2021) und vierten Welle (August – Dezember 2021) vornehmlich Menschen über 65 Jahren – im November 2021 waren es fast 35 Prozent mehr Menschen in dieser Altersklasse als im Vergleich der vier Vorjahre –, gab es in der vierten Welle (Delta-Variante) auch steigende Todeszahlen bei unter 65-Jährigen. Im Dezember 2021 waren das sogar 30 Prozent mehr. Der Großteil der an Corona Gestorbenen war aber 80 Jahre und älter.
Geschlecht
In allen Altersklassen starben mehr Männer als Frauen an Corona (siehe Grafik). An Covid-19 gestorbene Männer waren im Schnitt 79, Frauen 84 Jahre alt.
Vorerkrankungen
Seit 2020 werden auf Todesbescheinigungen auch Vor- und Begleiterkrankungen notiert. Daraus konnten die Statistiker ablesen, dass Kreislauferkrankungen wie Hochdruck und Niereninsuffizienz mit je 17 Prozent bei Menschen vorlagen, die an Corona verstorben sind. 16 Prozent litten auch an Demenz, 13 Prozent an Diabetes. Bei jüngeren Corona-Toten hatten 21 Prozent eine Erkrankung des Atmungssystems.
Demografie-Faktor
Die Fachleute des Landesamts für Statistik haben in ihre Berechnungen auch die Bevölkerungsentwicklung einbezogen. Dabei ermittelten sie, dass etwa ein Drittel der höheren Sterbefallzahlen in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 auf das Bevölkerungswachstum und die Alterung zurückzuführen ist. Zwei Drittel ließen sich mit Änderungen in der Sterblichkeit begründen. „Die Entwicklung der Sterbefallzahlen und das verstärkte Auftreten von an Covid-19 Verstorbenen verlief dabei auffallend parallel“, so das Landesamt. Auch für das laufende Jahr wurden in jedem Monat erhöhte Sterblichkeitswerte festgestellt. mit epd
CLAUDIA MÖLLERS