Es ist eine Rede, die einem Rundumschlag gleicht. Tom Buhrow hat sich das große Ganze vorgenommen. Er mahnt für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk umfassende Reformen an, spricht davon, aus dem bisherigen System „auszubrechen“, Tabus beiseitezuschieben und alles bei ARD und ZDF – selbst die bloße Existenz der beiden Sender – auf den Prüfstand zu stellen. Der WDR-Intendant hat mit vielem Recht.
Allein: Diese Rede kommt um Jahre zu spät. Es wäre wünschenswert gewesen, Tom Buhrow hätte sie zu Beginn seiner Amtszeit als ARD-Vorsitzender gehalten, nicht kurz vor deren Ende. Dann hätte er auch noch Zeit gehabt, sie mit konkreten Inhalten zu füllen. Von der Verschlankung der Verwaltung über die bessere interne Kontrolle bis zur Sensibilisierung einiger (sicher nicht aller!) Führungskräfte im Umgang mit Gebührengeldern. So agiert Buhrow wie einer, der von außen auf das System blickt. Dabei ist er selbst Teil dessen, und wahrlich kein unbedeutender.
SWR-Intendant Kai Gniffke, der Buhrow turnusgemäß 2023 als ARD-Vorsitzender ablöst, nimmt die Ausführungen als Ansporn, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zukunftsfest zu machen. Er sollte das ernst meinen.
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