Peking/München – Bundeskanzler Olaf Scholz wurde bei seiner Peking-Reise von zwölf Top-Managern begleitet, die milliardenschwere Interessen verfolgen. Schon allein der Platz in der Business Class des Regierungsfliegers ist für sie Gold wert. In Peking wurde genau beobachtet, wem der Kanzler die Ehre gibt. Als Türöffner kann das sehr hilfreich sein. Unter rund 100 Bewerbern wurden zwölf ausgewählt. Darunter Volkswagen, Deutsche Bank, BASF, BMW, Siemens. Es sind fast nur Schwergewichte der deutschen Wirtschaft dabei.
Für Scholz ist der Wirtschaftstross im Schlepptau aber auch eine Hypothek. Auch wenn die Manager-Truppe viel kleiner als sonst ausfällt: Der Eindruck, Scholz komme auch als Handelsreisender, lässt sich nicht wegdiskutieren. Milliardenschwere Verträge wurden diesmal zwar nicht unterzeichnet. Einer nimmt aber doch etwas mit nach Hause: Ugur Sahin, Vorstandschef von Biontech. Deren Impfstoff soll nun für Ausländer in China zugelassen werden – was Hoffnung auf eine generelle Zulassung weckt. Und zwar nicht nur bei Sahin selbst: Seit einigen Tagen schon mehren sich die Signale, dass China im Frühjahr die strikten Maßnahmen aufweichen könnte, die zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie eingeführt wurden, aber die Wirtschaft erheblich belasten. Die Biontech-Teilzulassung passt da ins Bild. Die europäischen Börsen reagieren mit Kurs-Anstiegen. In China schoss der Hangseng-Aktien-Index sogar um sieben Prozent in die Höhe.
Ein Wirtschaftsthema, das die Kritik an der Scholz-Reise erst so richtig ausgelöst hat, wurde bei dem Besuch ganz ausgespart: die Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco an einem Terminal im Hamburger Hafen. „Ich hab’s nicht angesprochen und andere sind auch nicht darauf zurückgekommen“, sagte Scholz nur kurz auf eine entsprechende Frage. dpa, mm