US-Geheimdienst wirbt russische Agenten an

CIA setzt auf Enttäuschung in Russland über den Krieg – Ukraine warnt vor atomarem Zwischenfall in Saporischschja
London/Kiew/Moskau – Der US-Auslandsgeheimdienst CIA sieht in Zeiten des Ukraine-Krieges gute Chancen, russische Agenten anzuwerben. Grund sei die Enttäuschung in Russland über den Krieg, sagte CIA-Direktor William Burns laut BBC auf der jährlichen Vorlesung der Ditchley Stiftung in der englischen Grafschaft Oxfordshire am Samstag. „Diese Unzufriedenheit schafft eine einmalige Gelegenheit für uns bei der CIA.“
„Die Enttäuschung über den Krieg wird weiterhin an der russischen Führung nagen“, sagte Burns und erinnerte an die vor einer Woche gescheiterte Revolte der russischen Söldnergruppe Wagner mit ihrem Chef Jewgeni Prigoschin gegen Präsident Wladimir Putin. Das sei „eine lebhafte Erinnerung an die zersetzende Wirkung von Putins Krieg auf seine eigene Gesellschaft und sein eigenes Regime“. Die CIA hatte ein Video auf Telegram veröffentlicht, in dem erklärt wurde, wie man mit der CIA heimlich und anonym in Kontakt treten kann.
Erstmals seit knapp zwei Wochen war Kiew gestern wieder Ziel russischer Luftangriffe. Es seien in der Nacht alle feindlichen Geschosse abgewehrt worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Mehrere Häuser im Kiewer Gebiet wurden laut Militärverwaltung durch herabfallende Trümmerteile beschädigt und ein Bewohner verletzt. Landesweit wurden offiziellen Angaben zufolge acht Kampfdrohnen und drei Marschflugkörper zerstört.
Die Ukraine warnt eindringlich davor, dass Russland einen atomaren Zwischenfall im Atomkraftwerk Saporischschja provozieren wolle. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lud deshalb gestern am Atomkraftwerk Riwne militärische und politische Entscheidungsträger zu einer Lagebesprechung. In der Region nahe der von Russland besetzten Atomanlage Saporischschja gab es zudem Übungen für den atomaren Notfall. Internationale Beobachter im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja haben bislang allerdings keine Anzeichen für Verminung durch die russischen Besatzer gesichtet. Das Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), das dauerhaft in dem AKW stationiert ist, habe jedoch zu einigen Bereichen der Anlage noch keinen Zugang erhalten, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. Vergangene Woche hatte der ukrainische Militärgeheimdienst SBU erklärt, Russland habe das AKW vermint und plane einen Terroranschlag dort. Moskau weist solche Vorwürfe zurück. „Wir nehmen all diese Berichte sehr ernst“, betonte Grossi. Es sei der IAEA „bekannt“, dass früher Minen im Umkreis und an bestimmten Stellen in der Anlage platziert worden seien.