Afrika will keine Putin-Geschenke

von Redaktion

Moskau/St. Petersburg/Rom – Die russische Hauptstadt Moskau ist erneut zum Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Im Wolkenkratzerviertel Moskwa City, wo auch mehrere Ministerien ihren Sitz haben, waren auf Fotos schwere Explosionsschäden an einem Gebäude zu sehen. Bürgermeister Sergej Sobjanin sprach hingegen von „unbedeutenden Schäden“ an den Fassaden zweier Bürogebäude. Glassplitter von Scheiben krachten auf die Straßen.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, in Moskwa City seien zwei Drohnen durch die radioelektronische Abwehr zum Absturz gebracht worden. Im Moskauer Gebiet habe die Flugabwehr eine Drohne abgeschossen, hieß es. Das Ministerium in Moskau machte Kiew für die Attacken verantwortlich.

Teils vermuteten Moskauer, dass mindestens eine Drohne in einem 50-geschossigen Gebäude einschlug, wo auch das Ministerium für Digitalisierung Büros hat. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht. Die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete am Morgen, es sei ein Wachmann verletzt worden. Der Agentur zufolge gab es auch auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo wegen der Gefahrenlage zeitweilig keine Starts und Landungen. Flüge seien umgeleitet worden. An anderen Flughäfen in der Region lief der Betrieb demnach weiter.

Die Millionenmetropole war bereits mehrfach Ziel von Drohnenangriffen, die allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschießt auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Es gab in Kiew Tote, Verletzte und massive Schäden.

Derweil hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bei seinem Besucht in St. Petersburg auf eine Wiederaufnahme von ukrainischen Getreide-Exporten über das Schwarze Meer gepocht. „Wir haben vorgeschlagen, die Schwarzmeer-Initiative zu realisieren. Wir haben über die Notwendigkeit gesprochen, das Schwarze Meer zu öffnen. Wir möchten, dass das Schwarze Meer offen ist für die Weltmärkte“, sagte Ramaphosa bei einem Treffen mit Putin und anderen afrikanischen Staats- und Regierungschefs laut einer Mitschrift, die der Kreml in der Nacht zum Samstag veröffentlichte.

Der Kremlchef hatte seine Gäste zum Abschluss eines zweitägigen Afrika-Gipfels eingeladen, den er in der russischen Ostsee-Metropole veranstaltete. Im Westen wurde der Gipfel als „PR-Show“ kritisiert und als Versuch Putins, afrikanische Staaten noch abhängiger zu machen von russischem Getreide. Moskau hat kürzlich die Schwarzmeer-Initiative zum Export ukrainischen Getreides aufgekündigt. Es bombardierte seitdem mehrfach ukrainische Hafeninfrastruktur. Zugleich verspricht es ärmeren afrikanischen Ländern, ihnen kostenlos Getreide liefern zu wollen.

Ramaphosa betonte: „Wir sind nicht hergekommen, um um Geschenke für den afrikanischen Kontinent zu bitten.“ Dann fügte er an Putin gewandt hinzu: „Natürlich verstehen wir, dass Sie aus Großzügigkeit entschieden haben, kostenlos Getreide an einige afrikanische Länder zu liefern. (…) Doch es ist nicht unser Hauptziel, irgendwelche Lieferungen dieser Art zu erreichen.“ Viele afrikanische Länder sind stark auf ukrainisches Getreide angewiesen.

Auch Papst Franziskus hat Russland aufgefordert, dem Getreide-Abkommen wieder beizutreten. „Ich appelliere an meine Brüder, die Regierenden der Russischen Föderation, dass die Schwarzmeer-Initiative wiederhergestellt wird und das Getreide sicher transportiert wird“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor 11 000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.

Saudi-Arabien will unterdessen eine neue Friedensinitiative für die Ukraine starten. Am kommenden Wochenende plant der Golfstaat eine Konferenz in Dschidda. Eingeladen sind die Ukraine, westliche Staaten, Schwellenländer wie Brasilien – Russland jedoch nicht.

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