Keine Hinweise auf Vergiftung bei Chrupalla

von Redaktion

Arztbrief spricht von einer „intramuskulären Injektion“ – Gute Wünsche von Özdemir

Ingolstadt – Der Vorfall um AfD-Chef Tino Chrupalla bei einem Wahlkampfauftritt in Ingolstadt gibt weiter Rätsel auf. Zwar blieb eine toxikologische Untersuchung seiner Blutproben unauffällig, wie es am Freitag aus Ermittlerkreisen hieß. In einem vorläufigen Arztbrief, aus dem unter anderem die AfD-nahe „Junge Freiheit“ zitiert, ist allerdings von einer „intramuskulären Injektion mit einer unklaren Substanz“ die Rede. Auch ein „Nadelstich“ im rechten Oberarm wird darin erwähnt.

Wie die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, soll der behandelnde Arzt bei seiner Befragung indes angegeben haben, das Wort „Nadelstich“ sei lediglich die „Beschreibung des Verletzungsbildes auf Grundlage von Chrupallas Angaben“ und nicht die tatsächliche Feststellung eines solchen Stiches. Die „intermuskuläre Injektion“ sei zudem eine „bildliche Beschreibung der Hautstelle“ gewesen.

Der AfD-Chef hätte bei der Veranstaltung am Mittwoch sprechen sollen, brach den Auftritt aber ab und kam zur Beobachtung in eine Klinik. Die Partei sprach schnell von einem „tätlichen Vorfall“, die Ermittler haben indes „keinerlei Erkenntnisse“, das Chrupalla „angegangen oder angegriffen“ wurde. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft haben weder der AfD-Chef selbst noch seine Personenschützer einen körperlichen Angriff oder eine Attacke mit einer Spritze bemerkt. Laut Arztbrief wurde Chrupalla am Donnerstag in „beschwerdefreiem, gutem Allgemeinzustand“ aus der Klinik entlassen. Die Ermittlungen laufen weiter.

Der undurchsichtige Vorfall ist kurz vor der Landtagswahl politisch brisant. Bayerns AfD-Spitzenkandidatin Katrin Ebner-Steiner warf Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag erneut vor, ihre Partei nicht ausreichend zu schützen. Herrmann hatte das schon tags zuvor entschieden zurückgewiesen. Er warf der AfD seinerseits vor, „aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten“. Das sei „infam und hinterfotzig“. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte am Freitag davor, „Verschwörungstheorien“ zu betreiben und verteidigte Herrmann.

Auf der Plattform „X“ meldete sich indes Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) mit guten Wünschen zu Wort. „Gut, dass Tino Chrupalla mittlerweile das Krankenhaus verlassen konnte – weiterhin gute Besserung“, schrieb er. Die Hinweise auf eine Injektion seien „äußerst besorgniserregend“. Demokratie lebe davon, dass man sich trotz Widerspruchs „gewaltfrei“ begegne.

Chrupalla, der eigentlich am Sonntag zur AfD-Wahlparty in den Landtag kommen wollte, sagte all seine Termine in Bayern ab. Co-Parteichefin Alice Weidel will nach der Absage ihres Auftrittes in Mödlareuth indes wieder auf die öffentliche Bühne zurückkehren. Sie wolle zum Abschluss des hessischen Landtagswahlkampfes in Wiesbaden dabei sein, teilte die AfD-Bundesgeschäftsstelle am Freitag mit. mmä/dpa

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