Gaza/Tel Aviv/Genf – Die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen spitzt sich nach Angaben internationaler Organisationen weiter zu. Die Wasserversorgung für hunderttausende Menschen ist wegen Treibstoffmangels bereits unterbrochen. Israels Finanzminister Bezalel Smotrich empfahl den Bewohnern eine „freiwillige Abwanderung“. Der ägyptische Außenminister Samih Schukri wies die Aussagen Smotrichs zurück. Aus Sorge vor einer Massenflucht haben sowohl Ägypten als auch Jordanien die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Gazastreifen abgelehnt.
Auf dem Gelände des Schifa-Krankenhauses sind laut Hamas-kontrolliertem Gesundheitsministerium dutzende Leichen in einem Massengrab beerdigt worden. Die Aussagen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Klinik ist aber entgegen den Angaben von palästinensischen Behörden vom Wochenende nicht außer Betrieb, wie die WHO mitteilte. „Für uns ist es wegen des heroischen Einsatzes des verbleibenden Personals ein funktionierendes Krankenhaus“, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris.
Israel reagierte mit seinen Angriffen auf den beispiellosen Terrorangriff der islamistischen Hamas im Süden Israels mit rund 1200 Toten. Zudem entführten die Terroristen rund 240 Menschen in den Gazastreifen.
Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Verwaltung auf 11 500 gestiegen, teilte ein Informationsbüro der Verwaltung am Dienstag weiter mit. Auch diese Angaben lassen sich nicht überprüfen.
Nach israelischer Darstellung betreibt die Hamas in oder unter Krankenhäusern Kommandozentralen. Im Keller einer Kinderklinik in der Stadt Gaza hatten israelische Soldaten demzufolge zahlreiche Waffen palästinensischer Extremisten gefunden. US-Präsident Joe Biden rief Israel dazu auf, Krankenhäuser mehr als bisher vom Kampfgeschehen zu verschonen. Israels Armee räumte Zivilisten im nördlichen Gazastreifen am Dienstag erneut ein Zeitfenster für die Flucht in den Süden ein.
Eine zeitweise unter den von der Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln vermutete israelisch-kanadische Friedensaktivistin ist tot. Vivian Silvers Leiche sei gefunden worden, teilte das israelische Außenministerium mit. Israels Armee bestätigte außerdem den Tod einer Geisel in der Gewalt der Hamas. Das Militär listete die 19-jährige Soldatin, die den Angaben zufolge entführt worden war, unter den seit dem 7. Oktober Gefallenen auf. Der bewaffnete Arm der Hamas behauptete, sie sei am 9. November bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen getötet worden.
Nach Darstellung der israelischen Regierung bricht die Macht der islamistischen Hamas im Gazastreifen durch die Kämpfe immer mehr zusammen. „Die Terrororganisation Hamas hat die Kontrolle über Gaza verloren“, erklärte Verteidigungsminister Joav Galant. „Zivilisten plündern Hamas-Stützpunkte und sie haben kein Vertrauen in ihre Regierung“, sagte er am Montagabend. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.