Gefechte im Krankenhaus

von Redaktion

VON SARA LEMEL

Gaza – Die israelische Armee hat nach Darstellung eines Militärsprechers im Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen Waffen gefunden. Der Einsatz in der Klinik dauere noch an, sagte Daniel Hagari am Mittwochabend. In einer Abteilung der Klinik sei ein Zimmer mit spezieller Technologie und Kampfausrüstung der islamistischen Hams gefunden worden. In einer anderen Abteilung habe man ein Einsatzzentrum der Hamas entdeckt. Die Funde bewiesen „eindeutig, dass Schifa für militärische Zwecke missbraucht wurde, im absoluten Gegensatz zu internationalem Recht“, sagte Hagari. Der Einsatz werde so lange weitergehen, wie nötig.

„Schifa ist ein Symbol, keiner von der Hamas-Führung hätte sich vorstellen können, dass wir dort hingelangen“, sagte Hagari. Nach dem Massaker am 7. Oktober seien dort 200 Terroristen untergekommen, die an den Gräueltaten beteiligt gewesen seien.

Der Armeesprecher Jonathan Conricus zeigte in einem Video hinter einem MRT-Gerät versteckt eine Tasche mit einem Sturmgewehr, Munition, Handgranaten und einer Uniform. In einem anderen Schrank seien andere Waffen gefunden worden. Eine Ausrüstung sei mit dem Namen des bewaffneten Hamas-Arms, den Kassam-Brigaden, beschriftet gewesen. Es seien auch zahlreiche nachrichtendienstlich relevante Informationen gefunden worden. Alle Funde würden gegenwärtig gründlich untersucht.

Die Angaben der Armee ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Hamas dementierte die Berichte als „offensichtliche Lüge und Farce“.

Israelische Bodentruppen waren in der Nacht zum Mittwoch in das größte Krankenhaus im Gazastreifen eingedrungen. Es gab Berichte von stundenlangen Kämpfen in der Klinik. Israels Streitkräfte hofften auch, in dem Klinikkomplex zumindest Informationen über den Verbleib der am 7. Oktober bei der Hamas-Terrorattacke aus Israel verschleppten Geiseln zu finden. Dazu gab es jedoch zunächst keine Angaben.

Laut humanitärem Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser verboten. Wenn zivile Objekte allerdings missbraucht würden, gelte dies nicht mehr, erläuterte der Völkerrechtler Daniel-Erasmus Khan von der Universität der Bundeswehr. Das humanitäre Völkerrecht akzeptiere in dem Fall sogar unbeabsichtigte zivile Opfer bei einem Angriff. Israel müsse allerdings alles dafür tun, Zivilisten aus der Klinik zu evakuieren.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich bis Montag über 2000 Menschen in der Schifa-Klinik, darunter mehr als 600 Patienten und 1500 Vertriebene. Die Angaben beruhen auf Schätzungen des Gesundheitsministeriums, das von der Hamas kontrolliert wird. Augenzeugen bestätigten aber die Zahlen.

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths schrieb auf X: „Der Schutz von Neugeborenen, Patienten, medizinischem Personal und allen Zivilisten muss vor allen anderen Anliegen stehen. Krankenhäuser sind keine Schlachtfelder“ Er legte einen Zehn-Punkte-Plan für Gaza vor, dessen Kernpunkt eine humanitäre Feuerpause ist. Es seien kontinuierliche Hilfslieferungen nötig. Er appellierte an Israel, weitere Grenzübergänge zu öffnen.

Unterdessen wurde bekannt, dass eine von der Hamas verschleppte Frau nach Angaben der Ehefrau des israelischen Regierungschefs ein Baby geboren habe. Eine der Geiseln sei bei ihrer Entführung schwanger gewesen und habe in Gefangenschaft ein Kind zur Welt gebracht, berichtete Sara Netanjahu in einem Schreiben an die First Lady der USA, Jill Biden.

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