Klimakonferenzen bedeuten hohe Erwartungen und bescheidene Ergebnisse. In Aserbaidschan ist die 29. Auflage zu Ende gegangen, doch nur die wenigsten wie Kyoto und Paris sind als Meilensteine in Erinnerung geblieben. Die übrigen waren Zwischenetappen, auf denen abgeglichen, neu verhandelt, bestehende Beschlüsse infrage gestellt wurden. Das ist zäh und oft frustrierend. Aber es bleibt unverzichtbar.
Nicht nur in Deutschland hat es der Umgang mit dem Klimawandel, ein Thema von existenzieller Wichtigkeit, in Zeiten von Kriegen und Krisen schwer. Die Versuchung ist groß, die Anstrengungen zu reduzieren, weil andere Nöte dringlicher erscheinen oder Klimapolitik den Bürger ermüdet. Baku ist so ein Beispiel. Die Erwartungen waren ohnehin gedämpft, weil es diesmal weniger um konkrete Ziele bei den CO₂-Emissionen ging als um finanzielle Rahmenbedingungen. Wie zu befürchten, versuchten die westlichen Industriestaaten – aber auch China, das es sich hinter seinem vorgeblichen Status als Entwicklungsland bequem gemacht hat –, die wirtschaftliche Verantwortung für den Klimawandel gering zu halten.
Das Ergebnis ist ernüchternd, weil es schwer greifbar ist und die Ziele weit in der Zukunft liegen. Bis dahin, das zeigt Baku, kann noch viel passieren. Schon die vage formulierte „Abkehr von fossilen Energien“, ein Ergebnis aus dem vergangenen Jahr, wurde massiv hintertrieben.
Und doch bleibt ein mäßiger Gipfel besser als gar keiner. Wenn Saudi-Arabien und die anderen Nutznießer der fossilen Energiegewinnung schon ihre Manöver betreiben, dann vor den Augen der Öffentlichkeit, nicht hinter den Kulissen. Auf der großen Bühne müssen sie sich jenen Ländern gegenüber verantworten, für die jede Dürre und jede Überflutung katastrophale Folgen hat.
Für diese Staaten muss es wie Hohn erscheinen, dass die jüngsten Konferenzen in Ländern stattfanden, die von Öl und Gas prima leben. Die nächste COP findet in Brasilien statt – im Amazonasgebiet, einer der ökologisch wichtigsten Regionen des Planeten. Das sollte Ansporn und Verpflichtung sein.
MARC.BEYER@OVB.NET