Ein Vorbild ist gegangen

von Redaktion

Zum Tod von Jimmy Carter

Den jüngeren Generationen dürfte der Name Jimmy Carter, der am Sonntag im Alter von 100 Jahren starb, nicht viel sagen. Das ist kaum verwunderlich, denn der Demokrat diente als US-Präsident von 1977 bis 1981. Obwohl seine Amtszeit von zahlreichen Problemen – wie hoher Inflation und dem 444 Tage dauernden Geiseldrama im Iran, das er nicht lösen konnte – geprägt war, verdient der einstige Erdnussfarmer doch eine überwiegend positive Würdigung. Die größte Errungenschaft Carters war sicherlich das Camp David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten von 1979, das in der spannungsgeladenen Region erhebliche Fortschritte brachte. Der ihm später verliehene Friedensnobelpreis berücksichtigte aber auch seinen Einsatz für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.

Carter unterschied sich bis zu seinem Tod wohltuend von anderen Politikern und Präsidenten, deren wichtigstes Ziel es oft zu sein scheint, den Glanz des Amtes in erhebliche finanzielle Vorteile durch Reden und andere lukrative Aktivitäten umzuwandeln. Davon wollte der Verstorbene nichts wissen. Stattdessen fand man ihn beim Fischen, Tischlern und im persönlichen Einsatz für die „Habitat for Humanity“-Organisation, die in den USA und anderen Ländern von Freiwilligen Häuser für jene bauen lässt, die sich sonst kein Dach über dem Kopf leisten können. Und Carter hatte sich – anders als moderne Präsidenten wie Donald Trump oder Joe Biden – der absoluten Ehrlichkeit verschworen. Einer seiner markantesten Leitsätze schon während seiner Kandidatur lautete: Wenn er lügen würde, dann hätte er es nicht verdient, Präsident zu werden. Auch dies macht Jimmy Carter zu einem Vorbild, das Erinnerung und Anerkennung verdient.
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