Es gab Jahrzehnte in manchen Orten, da hat der Herr Pfarrer am Wahlsonntag gepredigt, dass die Gemeinde ihr Kreuzerl schon bitte beim C machen solle. Das war falsch. Es war so übergriffig und einseitig wie heute die gemeinsame Parteinahme von katholischen Bischöfen und EKD gegen den Merz-Entwurf zur Begrenzung des Zuzugs. In heiligem Zorn und mit „Befremden“ werfen die Kirchenfürsten der Union vor, die Debatte „diffamiere“ Flüchtlinge. Die Realität ist anders: Es ist Pflicht des Staates, die Migration so zu ordnen, dass unsere Gesellschaft nicht überfordert wird, dass sie weiter helfen kann, aber eben auf Basis der Rechtslage. Nichts ist daran unchristlich.
Kirche soll sich einmischen, bisweilen muss sie politisch sein, aber warum so plump parteipolitisch als Rot-Grün-Verlängerung, wieder mal? Einige Obere entfernen sich von großen Teilen ihres Kirchenvolks. Viele einfache Mitglieder hadern damit, denn sie erleben die Probleme ungesteuerter Migration so klar wie die Unverzichtbarkeit gesteuerter Fachkräftemigration. Sie lieben ihren Glauben, sie wissen um die enorme, unersetzbare Leistung der Seelsorger vor allem vor Ort und im Kleinen für die Gesellschaft und finanzieren das gern – aber sie sind es leid, dass ihre Funktionäre so einseitig politisieren.
Mit diesem Kurs schaden Bischöfe und EKD ihren Kirchen, sie verprellen Gläubige, die – tief im demokratischen Spektrum – hier grundlegend anders denken. Und eines Tages werden die Kirchenoberen ernüchtert feststellen: Ihre ideologische Zuneigung bleibt leider unerwidert. Bei schwierigen religionspolitischen Fragen – Ablösung der Staatsleistungen, Abtreibung, christlicher Religionsunterricht – werden sie bei SPD, Grünen, Linken weniger Freunde finden, als sie brauchen.
CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET