Es war immer klar, dass es bei Putins Angriff auf die Ukraine nicht nur um ideologische Großmachtfantasien, sondern auch um schnöde ökonomische Interessen geht. Denn die Ost-Ukraine ist so etwas wie das Ruhrgebiet der Ex-Sowjetunion, mit großen Kohle- und Erdgasvorkommen.
In Zeiten der Klimakrise sind die zwar weniger wert, aber auch die Rohstoffe der Zukunftstechnologien wie Lithium und Seltene Erden liegen zu großen Teilen in den von Russland eroberten Gebieten.
Wolodymyr Selenskyj hatte den USA schon vor Donald Trumps erpresserischen Forderungen von sich aus Teilhabe an diesen Bodenschätze angeboten. Ein Schachzug, der zeigt, was für ein kluger Realpolitiker der ukrainische Präsident ist. Denn wir können uns noch so sehr darüber aufregen, dass Trump sämtliche Werte des Westens zertrümmert: Die US-Politik wird (zumindest für die nächsten vier Jahre) von diesem menschenverachtenden Zynismus geprägt bleiben. Selenskyj gelingt es mit dem Rohstoff-Deal, die sicherheitspolitischen Interessen der Ukraine mit der „America-First“-Manie Trumps zu vermengen: Auch wenn nun keine expliziten Schutz-Garantien in dem Rohstoff-Vertrag festgeschrieben werden, müssen die USA Kiew helfen, wenn sie im Geschäft bleiben wollen. Und: Genau die Gebiete, die Russland der Ukraine wegnehmen will, sind ökonomisch besonders lukrativ. So weiß Trump wenigstens, worüber er mit Putin verhandeln wird: um US-Milliarden, die plötzlich auch in der besetzten Ost-Ukraine liegen.