Trauerakt mit bitteren Vorwürfen

von Redaktion

Trauermarsch für Shiri Bibas und ihre Kinder. © AFP

Tel Aviv – Bei der Beerdigung der getöteten deutsch-israelischen Geisel Shiri Bibas und ihrer Kinder hat die Familie der Opfer Rechenschaft für das Versagen der israelischen Verantwortlichen beim Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 gefordert. „Diese Katastrophe hätte nicht passieren dürfen“, sagte die Schwägerin von Shiri Bibas, Ofri Bibas, mit Blick auf den damaligen Großangriff mit über 1200 Toten und dutzenden Geiselnahmen.

Tausende Menschen säumten den Weg des Leichenzugs der drei getöteten Bibas-Geiseln, die von der Stadt Rishon LeZion in das Kibbuz Nir Oz gebracht wurden, wo die Beerdigung im engsten Kreis der Familie stattfand. Das bei seiner Entführung acht Monate alte Baby Kfir Bibas und sein vier Jahre alter Bruder Ariel waren die jüngsten Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Sie wurden in Israel und weltweit zum Symbol für die Grausamkeit der Hamas und ihrer Verbündeten.

Der trauernde Vater und Ehemann Yarden Bibas war selbst als Geisel im Gazastreifen festgehalten und kurz vor der Übergabe seiner getöteten Familienmitglieder freigelassen worden. Bei der Beerdigung entschuldigte er sich bei seiner Ehefrau. „Shiri, es tut mir leid, dass ich euch nicht alle beschützen konnte“, sagte er mit zittriger Stimme. Die Trauerreden wurden live im Fernsehen übertragen.

Seine Schwester Ofri Bibas forderte, es müsse Verantwortung für die Tragödie übernommen werden. „Vergebung ist sinnlos, solange das Versagen nicht untersucht worden ist und alle Verantwortlichen ihre Verantwortung übernommen haben“, sagte die Schwägerin und Tante der getöteten Geiseln. „Sie hätten nicht entführt werden dürfen, und sie hätten lebend zurückkehren müssen.“ Sie fügte hinzu: „Sie (die Verantwortlichen) hätten euch retten können, aber sie haben Rache bevorzugt.“

Unterdessen einigten sich Israel und die Hamas auf die Übergabe vier weiterer toter Geiseln. Das bestätigten beide Parteien. Aus Hamas-Kreisen hieß es, dass die Übergabe heute zeitgleich mit der Freilassung von 625 palästinensischen Häftlingen stattfinden solle. Die vier toten Geiseln, die übergeben werden sollen, sind die letzten der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Samstag die geplante Freilassung von mehr als 600 palästinensischen Gefangenen ausgesetzt und dies mit der „demütigenden“ Behandlung israelischer Geiseln durch die Hamas bei deren Freilassung begründet. Aus Hamas-Kreisen hieß es nun, die Übergabe der vier toten Geiseln werde ohne öffentliche Zeremonie stattfinden, um Israel „keinerlei Vorwand für Verzögerung oder Blockierung“ zu liefern.

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