Warme Worte reichen nicht

von Redaktion

Wehrpflicht und Veteranentag

Ist das nur ein wunderlicher Gedenktag unter vielen, zwischen Welttag der Libelle (Samstag) und Tag der Meeresschildkröte (Montag)? Dass Deutschland soeben seinen neuen „Veteranentag“ begangen hat, dürfte der Mehrheit im Land, falls sie es überhaupt mitbekommen hat, gleichgültig sein. Und das ist ein Problem: Noch nie seit Ende des Kalten Kriegs war Landesverteidigung – leider – so aktuell, aber für die Bundeswehr haben die Menschen nur bestenfalls Achselzucken übrig.

Der Veteranentag ist richtig, die Politiker-Sonntagsreden dabei sind mit keinem Wort falsch. Wenn das auch nur einen Hauch dazu beiträgt, die Präsenz von Soldaten in der Gesellschaft zu stärken, hat es sich gelohnt. Deutschland muss seinen Stil hier noch finden; es kann nicht der US-amerikanische sein, das Soldatentum überpatriotisch zu lobpreisen, hunderttausende traumatisierte Veteranen dann aber unter Brücken verelenden zu lassen. Noch wichtiger in der deutschen Debatte ist aber der Blick in die Zukunft: Es braucht den Weg zurück zu einer Dienstpflicht. Das hilft militärisch, sozialpolitisch und bei der Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft.

Ein moderner Dienst – bei der Truppe wie zivil/sozial – muss kurz sein, besser organisiert als früher und: fair. Das heißt, dass es keine Drückeberger geben darf. Und: Das muss sich verpflichtend an junge Männer und Frauen richten. Bisher steht das Grundgesetz entgegen. Es muss geändert werden. Mehrheiten dafür zu finden, wird sehr schwierig. Die Union, die das Wehrpflicht-Aus 2011 verschuldet hat, muss die unbequeme Debatte nun furchtlos anschieben.

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