Spätestens nach dem letzten Wahlkampf dürfte klar sein: Mit Bürgerdialogen und Haustürwahlkampf erreicht man nicht jeden Wähler, schon gar nicht die jungen. Um jene anzusprechen, müssen Parteien kreativ werden – inhaltlich und kommunikativ. Erfolg hatten da vor allem Parteien an den Rändern. Bei den unter 25-Jährigen erreichte sowohl die Linke (25 Prozent) als auch die AfD (21 Prozent) bundesweite Rekordwerte. Und beide haben Soziale Medien, vor allem Tiktok, für sich genutzt.
Es ist also erst einmal eine gute Nachricht, dass mittlerweile mit 77 Prozent der Bundestagsabgeordneten so viele die Plattform nutzen wie noch nie. Dass aber Union und SPD dabei das abgehängte Schlusslicht sind, ist bedenklich. Die Regierung verliert an Zustimmung und kann sich nicht nur auf treue Stammwähler und durchaus erfolgreiche CSU-Essens-Influencer verlassen. Zumal es laut einer neuen Studie die Mitte-Parteien schwerer haben, auf Sozialen Medien Gehör zu finden. Es ist einfach, den intransparenten Algorithmus von Tiktok und Co. dafür zu kritisieren – eine erfolgreiche Strategie, junge Wähler zu erreichen, braucht Schwarz-Rot aber trotzdem.