Aschauer Gemeinderat diskutiert über Wohnbebauung am Kurpark

„Verschandeln“ oder „Leben einhauchen“?

von Redaktion

Kontrovers hat der Aschauer Gemeinderat jetzt darüber diskutiert, ob Wohnbebauung in Nachbarschaft zum Kurpark eine Möglichkeit wäre, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Während einige Gremiumsmitglieder eine „Verschandelung“ des Areals befürchten, sehen andere die Idee als Aufwertung.

Aschau – „Wer den Aschauer Kurpark nachhaltig verschandeln will, der hat das mit dieser Planung richtig gut gemacht“, ereiferte sich Gemeinderat Werner Runte (CSU) nach der Vorstellung der ersten städtebaulichen Planungen zum Rathausumfeld durch Gerhard Hajer von der Planungsgruppe Strasser und Partner in Traunstein im Aschauer Gemeinderat.

„Keinesfalls dürfen der Kurpark und das Rathausumfeld mit Wohnbebauung verschandelt werden. Sollten das Rathaus und die Tourist-Info mehr Platz für das Personal benötigen, so kann man über einen Erweiterungsbau im Nahbereich der beiden Gebäude reden, aber niemals über Wohnbauten irgendwelcher Art“, kommentierte Runte die Entwürfe weiter. Anscheinend wolle die Gemeinde ihre notorisch klamme Kasse nun mit dem Verkauf des letzten Tafelsilbers füllen. Die zahlreichen Zuhörer spendeten der Rede reichen Beifall – und mussten von Bürgermeister Peter Solnar mit der Glocke zur Ordnung gerufen werden.

Das erste Planungskonzept für den Bereich Rathaus und Kurpark, das Hajer präsentierte, umfasste neben einer Neuordnung der Parkplätze rund um Rathaus und Tourist-Info sowie einem möglichen Erweiterungsbau für die Tourist-Info auch zwei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage im Südteil des Kurparks. Der neugebaute Spielplatz soll bei diesen Planungen nicht berührt werden.

Die Gemeinde müsse in den kommenden Jahren dringend günstigen Wohnraum schaffen. Hier sei eines der wenigen unbebauten Grundstücke im Ortsbereich, über das die Kommune frei verfügen könne. Der genaue Bauplatz für die beiden Wohnhäuser zwischen Rathaus und Prien sei noch variabel. Sie sollten laut Hajer nur nicht zu dicht an den Spielplatz im Süden und an die Kurparkanlagen im Norden herangeführt werden.

Die Tiefgarage soll nach Möglichkeit auch Fahrzeuge der Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung aufnehmen, die Nähe zur Prien und die Gefahr einer Überflutung bei Hochwasser können durch bauliche Maßnahmen reduziert werden. Der alte Baumbestand im Kurpark sei in den letzten Jahren so licht geworden, dass die wenigen noch vorhandenen hohen und alten Bäume auch bei einer Bebauung ohne Schwierigkeiten erhalten werden könnten. Neue Bäume wurden nach dem Entfernen des Bestandes niemals nachgepflanzt, sodass der Charakter eines Parks verloren gegangen sei.

In seinem jetzigen Zustand sei der Kurpark weitgehend eine tote Wiese und werde von niemanden genutzt. Mit einer Wohnbebauung sei es möglich, wieder Leben in diesen Bereich zu bringen. „Das gesamte Gelände westlich des Rathauses wird aufgewertet. Von einer Verschandelung kann also keine Rede sei“, so Hajer weiter.

Peter Thaurer (CSU) konnte sich mit einer Wohnbebauung ebenso wenig anfreunden, wie sein Fraktionskollege Runte. Eine Überplanung der Verhältnisse rund um Rathaus und Tourist-Info und ein eventueller Neubau seien für ihn kein Problem. Problematisch könne es aber werden, wenn musikalische oder traditionelle Veranstaltungen der Vereine im Kurpark durch die Nachbarschaft zu Wohnhäusern eingeschränkt werden müssten.

Simon Hoesch (ABL) sah die Häuser im Kurpark ebenfalls kritisch. Der Wegfall von Grünflächen im Ort sei stets genauestens zu bedenken. Josef Hobelsberger (FWG) fand den ersten Entwurf nicht grundsätzlich schlecht, warnte aber davor, bei der Parkplatzsituation Priener Mangelverhältnisse zu schaffen und durch wegfallende Parkplätze rund um Rathaus und Tourist-Info grundlos lange Wege zu schaffen.

Monika Schmid (FWG) begrüßte das Vorhaben, wieder einmal Wohnungen in Aschau zu bauen. Dabei sei der genaue Standort der Häuser natürlich noch diskussionsfähig. Wichtig sei es zunächst, dass sich das Gremium einig sei, ob man das Vorhaben angehen wolle oder nicht. Jakob Hündl (CSU) mahnte seine Kollegen am Ratstisch, den Entwurf erst einmal zu überdenken und sacken zu lassen. Grundsätzlich erklärte er das Ensemble der Tourist-Info mitsamt Weiher und Vorplatz für nicht änderbar. Der ganze Platz habe sich zu einem Markenzeichen für Aschau entwickelt und sei damit bestandsgeschützt.

Christiane Rabich-Pichler (ABL) kritisierte die langweiligen Gebäude und ihre Anordnung in der Planung. Hajer erwiderte darauf, schließlich lebe man in Aschau auf dem Land. Architektonische Experimente kämen im Innenortsbereich erfahrungsgemäß bei den Menschen nicht an. Dr. Silke Helfmeyer (FWG) begrüßte schon alleine die Tatsache, dem langweiligen Kurpark mit einer Bebauung ein wenig Leben einzuhauchen.

„Die aktuelle Situation ist zweifellos unbefriedigend.“

Bürgermeister Peter Solnar

Solnar gab dem Gremium mit auf den Weg, die Planung zu überdenken und sich die örtlichen Gegebenheiten genau zu besehen. „Keiner will den Kurpark zubauen“, so Solnars Einschätzung. Die Maßnahme sei zweifellos eine Aufwertung des gesamten Ensembles. Die aktuelle Situation der Städteplanung rund ums Rathaus sei zweifellos unbefriedigend. Jede Maßnahme zu einer Verbesserung des Ist-Zustands müsse genutzt werden.

Ausdrücklich verwahrte er sich gegen den Begriff der Verschandelung durch Wohnhäuser. Die Gemeinde brauche dringend Wohnraum. Und wenn dieser auf eigenem Grund und Boden geschaffen werden könne, dann müsse man am Ratstisch zumindest einmal darüber nachdenken dürfen.

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