Riedering will Verkehrsanbindung verbessern

Nicht am AST gesägt

von Redaktion

Nach jahrelangen Diskussionen hat der Riederinger Gemeinderat eine Entscheidung getroffen: Die öffentliche Verkehrsanbindung in der Gemeinde soll durch das Angebot „Anruf Sammeltaxi“ (AST) gestärkt werden.

Riedering – Seit drei Jahren setzt sich der Riederinger Gemeinderat mit dem Thema öffentliche Verkehrsanbindung auseinander. Der erste Grundsatzentscheid über eine Verbesserung der öffentlichen Verkehrsanbindung per „Anruf Sammeltaxi“ (AST) war „wohlwollend“. Als es dann aber konkret um Fahrpläne mit entsprechendem Takt und Haltestellen ging, konnten sich die Gemeinderatsmitglieder nicht entscheiden (wir berichteten).

In der jüngsten Sitzung stellten sich Franz Gerthner, Bereichsleiter AST der Rosenheimer Stadtwerke, und Alois Seehuber von der Abteilung „Planung Verkehr“ der Rosenheimer Stadtwerke den Fragen des Gremiums. Das AST, das bestehende Haltestellen der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft nutzen könne, werde auch weitere Haltestellen in Betrieb nehmen, die die Gemeinde bestimmen könne, so Gerthner.

Vor 25 Jahren gegründet, habe sich das AST erfolgreich etabliert. Stephanskirchen sei mittlerweile auch dabei. „Riedering wird den gleichen Vertrag wie Stephanskirchen bekommen“, betonte Gerthner. Bei den Haltestellen stehe das AST beratend zur Verfügung. Was Tarife angehe, so sei hier „die Hälfte eines normalen Taxipreises“ anzusetzen. Erfahrungsgemäß falle der AST-Tarif sogar etwas günstiger aus.

Gremiumsmitglied Dr. Georg Kasberger hakte nach. Das AST sei für ihn eine „Insellösung“. In Nachbargemeinden wie Prien und Rimsting überlege man sich andere Verkehrssysteme: „Warum ist eine landkreisweite Lösung in der Fläche nicht möglich?“ Gerthner erwiderte, der AST-Bestand sei gut kommentiert und beschrieben. Die Rosenheimer Verkehrsgesellschaft sei die zuständige Planungsgesellschaft, aber andere Gemeinden hätten „uns bislang nicht gefragt“.

Landkreisweite

Lösung gefordert

Was die Vertragslaufzeit angehe, so sei dieser nicht auf Ewigkeit ausgelegt. Aber es brauche schon eine gewisse Anlaufzeit, so Gerthner auf Nachfrage Matthias Pummerers. Die Klientel sei bunt gemischt. Hauptsächlich nutzten Jugendliche und Senioren die AST-Angebote. Aber auch Behinderte, wenngleich das AST kein 100-prozentiger Ersatz für den Behindertenfahrdienst sei. Bei Kosten könne er keine seriösen Voraussagen treffen, da die Tarife von der Anzahl der Nutzer und von den Distanzen abhingen.

In Stephanskirchen nutze rund die Hälfte der Einwohnerzahl den AST-Fahrdienst. Darauf basierend, rechne er mit 20000 bis 25000 Euro Kosten pro Jahr, die auf die Gemeinde als Zuschuss zum AST-Dienst zukämen. Sepp Hamberger befand die Fahrtkosten recht hoch. Gerthner begründete dies mit Fahrgeld und Komfortzuschlag „direkt vor die Haustür“. Innerörtliche Fahrten kämen zudem billiger als Fahrten nach Rosenheim, wie das Beispiel Stephanskirchen zeige. Diese Zahlen seien sicher auch auf Riedering übertragbar.

Marianne Loferer brachte Taxis für innergemeindliche Fahrten und für Fahrten nach Rosenheim ins Spiel und fragte, ob diese nicht lukrativer seien. Gerthner erklärte, dass es in Neubeuern das sogenannte Senioren-Taxi gebe, das System dort sei aber aus Sicht der Betroffenen ungenügend.

Dominik Summerer hakte bei den Jugendlichen nach, die vielleicht lieber das AST als den Schulbus nutzten. „Wir betreiben keine soziale Kontrolle. Es gibt auch keinen Bonus für Schüler“, so Gerthner. Bei der Monatsabrechnung könne man die Nutzerzahlen ablesen. Auf Nachfragen Josef Loferers erklärte Gerthner, dass das AST sich an die Taktung halte und dass das AST sicher keine Fahrten zu Stadl-Partys unternehme: „Da brauchen wir schon eine korrekte Adresse.“

Jugendbeauftragter Andreas Kern befand, dass die Kommune hier „in der Pflicht“ sei. Es gehe schließlich auch um die Sicherheit. Andere Gemeinden wie München subventionierten auch den MVV, ohne nach dem Grund der Nutzung zu fragen. Oskar Schmid, Behindertenbeauftragter, begrüßte ebenfalls die Einführung des AST.

Riederings Bürgermeister Josef Häusler bedankte sich „für die Diskussionsfreude“, mit dem Vorschlag, das „Anruf Sammeltaxi“ auch in der Gemeinde Riedering zu nutzen und baldmöglichst konkrete Zusatzhaltestellen zu benennen. Nur 13 von 20 Gemeinderäten votierten schlussendlich für den Versuch, auf diesem Wege den öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern.

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