Hilfe, es brennt!

von Redaktion

Verheerende Brände in Kalifornien: Wie schnell kann in der Region gelöscht werden?

Riedering/Prutting/Oberaudorf – „Die Panger Filze brannte. Das Feuer war gewaltig. Im Löschtrupp folgten wir dem Brand, der sich schnell ausbreitete. Doch dann drehte der Wind“, erinnert sich Richard Schrank, damals noch junger Feuerwehrler. Heute ist Schrank Kreisbrandrat für den Landkreis Rosenheim, somit der „oberste Wehrler“. Und er weiß, wie schnell sich aus einem vermeintlich einfachen Brand ein Großfeuer und eine ernste Gefahr entwickeln kann.

Der Fuiznbrand entwickelte sich nämlich anders, als es damals die jungen Wehrler vermutet hätten. Statt hinter dem Brand zu stehen, gerieten sie durch Änderung der Windrichtung plötzlich vor das Feuer, das in rasender Geschwindigkeit auf sie zukam. „Ohne Atemschutzgerät bist du schnell verloren“, sagt Schrank. Einige Atemzüge und die Rauchgase nehmen das Bewusstsein.

Brände

in Malibu

Die Brände in Kalifornien beurteilt er deshalb mit einem mulmigen Gefühl, denn er weiß, in welche Gefahren sich seine Kollegen in den USA begeben, um die Feuer zu löschen.

Wie mehrfach berichtet, konnte Thea Gottschalk, die Gattin des bekannten Moderators, nur noch ihre zwei Katzen vor dem Feuer retten, das Haus ging in Flammen auf. Und auch Dana Schweiger, die Ex-Frau von Til Schweiger, rettete sich, indem sie im Schlafanzug ins Auto sprang.

Brände von einem solchen Ausmaß wie in Kalifornien habe es zum Glück in der Region in den jüngsten Jahren nicht gegeben. „Aber Personen, die ihre Häuser und Wohnungen nicht verlassen wollen, haben wir auch schon erlebt. Ich erinnere nur an das Hochwasser 2013“, erklärt der Kreisbrandrat.

Warnungen werden in Wind geschlagen

Die Warnungen durch die Wehrler, die von Haus zu Haus zogen, seien vielfach in den Wind geschlagen worden. „Das hat es ja noch nie gegeben. Das wäre ja das erste Mal“, so die Antworten mancher Häuslebesitzer. „Die haben wir dann mit dem Schlauchboot gerettet“, merkt Schrank nüchtern an.

Und ähnlich könne er sich die Situation in Malibu vorstellen. „Die Leute wollen es nicht glauben, vielleicht wollten sie auch ihren Besitz nicht alleine lassen“, vermutet er.

Hinzu komme, dass die Materialien, mit denen die Häuser an der kalifornischen Goldküste gebaut seien, schneller brennen. „Hier bauen wir mit Ziegel oder Beton. Diese Materialien halten ganz andere Temperaturen aus. Hinzu kommt die leichte Holzständerbauweise in den USA“, sagt der Kreisbrandrat.

Und dann bringt er den viel gescholtenen Brandschutz ins Gespräch. „Damit sind unsere Häuser ganz anders gewappnet“, meint er und fügt an: „Solange der Brandschutz auch wirklich eingehalten wird.“ Erst vor einiger Zeit sei ein Haus eines Dreispänners in Brand geraten – die beiden anderen angebauten Häuser überstanden das Feuer wohlbehalten dank der Brandschutzwand.

Dass es aber auch in unserer Region tagelang brennen kann, zeigt das Feuer am Schwarzenberg, das immer wieder aufflammte. Extreme Trockenheit, starke Winde und schwieriges Gelände: Das seien die „Zutaten“ für ein großes Feuer. Da helfe nur unermüdlicher Einsatz der Wehrler, Unterstützung aus der Luft per Hubschrauber und das Schlagen von sogenannten „Widerstandslinien“, also Schneisen, damit das Feuer keine weitere Nahrung mehr bekomme.

Dass es immer wieder Brandkatastrophen auch in der Region gegeben hat, beweisen Votivtafeln in der Oberaudorfer Pfarrkirche.

Markus Berghammer, Kommandant der FFW-Schwabering, kann nichts dazu sagen, wie schnell die Leute in den USA gewarnt werden. Er gibt allerdings zu bedenken, dass die Entfernungen und damit die Anfahrtswege für die Wehren natürlich viel größer sind als in Bayern. Bei dem stürmischen St.-Ana-Wind kann sich das Feuer in Minuten rasend schnell ausbreiten. In dieser Region wachsen vor allem Kiefern, die schneller in Brand geraten als Fichten.

In Bayern warnen

Sirenen

Josef Ruhsamer, Vorstand der FFW Söllhuben erklärt, dass in Bayern mit Sirenen gewarnt wird, die Feuerwehrleute werden per Handy oder Funk verständigt. Durch die vielen örtlichen Feuerwehren sind die ersten Wehren meistens schon nach zehn bis 15 Minuten vor Ort. Bei größeren Bränden kommen auch Nachbarwehren zur Unterstützung. Ruhsamer vermutet, dass viele US-Bürger so lange wie möglich in ihren Häusern bleiben, um ihr Eigentum auch vor Plünderern zu schützen. Das sei ein Problem.

Rainer Tippl, Pruttinger Kreisbrandmeister, betont, dass in Bayern Feuerwehr und Rettungsdienst sehr gut organisiert sind. In Griechenland und Portugal, wo auch große Brände immer wieder aufflammen, existieren solche freiwilligen Feuerwehren kaum. Hier wird oft das Militär zur Brandbekämpfung herangezogen. Durch den stürmischen Wind in Kalifornien können in Minutenschnelle große Gebiete in Flammen stehen. Sollten dann die Fluchtstraßen verstopft oder vom Feuer betroffen sein, sitzen die Bewohner der brennenden Orte in der Falle.

Franz Hochhäuser, Pruttinger Kreisbrandinspektor, sagt, dass es im Landkreis Rosenheim 117 freiwillige Feuerwehren gibt. Schwierig kann es werden, wenn Löschwasser kilometerweit entfernt ist, oder es keine ordentliche Zufahrt zur Brandstelle gibt. Bei dem verheerenden Waldbrand am Schwarzenberg bei Kiefersfelden setzten die Rosenheimer Landkreisfeuerwehren auch ihre beiden Hubschrauber zur Brandbekämpfung ein. Ebenso schickten die Tiroler drei Hubschrauber. Bei Bränden oder anderen Katastrophen klappt die länderübergreifende Zusammenarbeit sehr gut.

Gleich dreimal (1504, 1538 und 1578) brannte in Oberaudorf der Ortnerhof Hausnummer 125 – heute Rosenheimer Straße 10, ab. Während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde der größte Teil Oberaudorfs ein Raub der Flammen. Am 4. Mai 1743 legten die Panduren ganz Oberaudorf in Schutt und Asche. Am 15. September 1823 brannten 18 Häuser und das Gotteshaus nieder. Am 6. August 1857 entlud sich gegen 6 Uhr abends über Oberaudorf ein schweres Gewitter. Ein Blitzstrahl traf das Krandlanwesen. Ein Sturm trieb das Feuer in südöstlicher Richtung und fand bei den Holzhäusern reichlich Nahrung. Zehn Anwesen und sieben Nebengebäude fielen dem Feuer zum Opfer Im Jahr 1886 brannte es in Vorderwechselberg durch Brandstiftung eines Dienstboten. Überhaupt kam es öfter zu Brandstiftungen. Am 4. Mai 1945 um 18 Uhr brach durch einen Fliegerangriff auf Oberaudorf Feuer aus. Trotz Artilleriebeschusses konnte die Feuerwehr das Übergreifen des Brandes auf angrenzende Gebäude verhindern.

1871 wurde die FFW Oberaudorf gegründet.

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