Umleitung erhitzt die Gemüter

von Redaktion

Ausweichverkehr geht Bewohnern auf die Nerven, lange Wege tun es auch

Söchtenau – Reischach ist ein kleines Dorf in der Gemeinde Söchtenau. Jeder kennt jeden. Landwirte, Familien mit Kindern, Eigentümer und Mieter alle leben hier in gutem Einvernehmen. Doch im Moment sind die Gemüter aufgebracht.

Stein des Anstoßes ist der Feldweg, den viele Autofahrer als Ausweichroute nutzen, offensichtlich in dem Glauben, die Straßensperrung der Staatsstraße 2095 von kurz hinter Prutting bis Bad Endorf zu umfahren. Funktioniert nicht, es ist kein Durchkommen. Die ausgeschilderte Umleitungsstrecke wird ignoriert.

Feldwege dürfen nicht gesperrt werden

Viele Reischacher sind laut Anwohnerin Inge Erb schon mit der Bitte an die Gemeindeverwaltung herangetreten, die öffentliche Feldstraße für die Dauer der Bauarbeiten zu sperren. „Hoffentlich gelingt es den Verantwortlichen der Gemeinde, beim Landratsamt Gehör zu finden und die Feldstraße wird für die Dauer der Bauarbeiten gesperrt.“ Nein, sagt Bürgermeister Sebastian Forstner. Er wäre ja durchaus bereit gewesen, den einen oder anderen als öffentlich gewidmeten Feldweg zu sperren, darf es aber nicht.

„Normalerweise dient die Ortsdurchfahrt von Reischach für den normalen Alltag. Doch von normal kann momentan nicht die Rede sein“, stellt Inge Erb fest. Hohes Verkehrsaufkommen und überhöhte Geschwindigkeiten beklagen die Bewohner. Forstner, der seit einer Woche aus diversen seiner Ortsteile nichts als Klagen hört, hat mehrfach und an verschiedenen Orten die gemeindliche Geschwindigkeitsmessung aufstellen lassen. „Keiner ist über 50 gefahren, die meisten zwischen 30 und 40 Kilometer pro Stunde“, fasst er das Ergebnis der Messungen zusammen.

Am besten wäre es, die Vernunft würde siegen und die Verkehrsteilnehmer würden die ausgeschilderten Umleitungsstrecken benutzen. Das klappt, so Pruttings Bürgermeister Hans Loy, in seiner Gemeinde ganz gut. Erst sei die Umleitung unzureichend beschildert gewesen – der Vorwegweiser fehlte. Prutting habe interveniert und nun funktioniert. In Prutting sei, sagt Loy leicht amüsiert, aktuell sogar weniger Verkehr als sonst. Auch, weil vernünftige Auto- und Lkw-Fahrer die Schleichwege meiden, der Beschilderung folgen.

Darauf hoffen auch die Söchtenauer in allen betroffenen Ortsteilen. Da sind sich Bürgermeister und Bürgerin einig. Forstner veröffentlichte auch schon einen entsprechenden Aufruf, dass Fahrer Schleichwege meiden sollten. Denn aus mehreren Ortsteilen kamen Meldungen, dass Umleitungsflüchtlinge unter anderem Hunderte Meter über erntereife Wiesen fuhren.

Dass die halbwegs Ortskundigen aktuell gerne abkürzen, erlebt Forstner am eigenen Leib: Er wohnt direkt an der Straße Bad Endorf – Söchtenau und hat Dauerverkehr vor der Haustür. Er tröstet sich damit, dass die Bauarbeiten nur drei Wochen dauern, eine davon ist schon rum. „Und die sind echt fleißig“ attestiert Forstner den Arbeitern. Was ihn ärgert: „Jeder will eine gute, sichere Straße. Aber wegen der Bauarbeiten ist dann Geschrei.“

Prutting, Söchtenau, Halfing, Bad Endorf. Oder umgekehrt. Die offizielle Umleitung ist ganz schön lang. Was auch in den sozialen Netzwerken schon für den einen oder anderen hämischen Kommentar gesorgt hat. „Das Straßenbauamt leitet am liebsten über andere Staatsstraßen um“, weiß Bürgermeister Forstner, „da gibt es im Nachhinein keinen Ärger mit Gemeinde oder Landkreis.“

20 statt fünf Minuten

Dafür möglicherweise mit den Anliegern in Untershofen, Ilzenham oder Krottenmühl. Denn die müssen im Moment deutlich längere Wege beziehungsweise deutlich mehr Durchgangsverkehr in Kauf nehmen. Da ist manche Fahrt statt normalerweise fünf jetzt 20 Minuten lang. Die Landwirtin aus Untershofen, deren Kuh und Zwillingskälbchen starben, weil der Tierarzt auf den engen Straßen nicht durchkam (wir berichteten) erzählt, dass nicht nur bei ihr immer mehr das Gefühl aufkäme, dass sich niemand verantwortlich fühlt, niemand für die Folgeschäden aufkommt.

Nach ungezählten Telefonaten mit seinen aufgebrachten Bürgern wünscht sich Forstner nur eines: „A bissl mehr Gelassenheit.“

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