Menschen bei Entscheidungen mitnehmen

von Redaktion

Interview Bürgermeister Paul Dirnecker zieht erste Bilanz seiner Amtszeit

Schonstett – Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen und Kolleginnen im Landkreis Rosenheim, fährt Paul Dirnecker (Freie Wähler) zweigleisig. Das Amt des Bürgermeisters vertritt der Landwirt ehrenamtlich. In seinem ersten Jahr als Bürgermeister wurde der Dorfladen eröffnet, die Planungen für das Feuerwehrhaus schreiten voran und die Sanierung des Regenwasserkanals wird geplant. In einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen erzählt Dirnecker, wie er sein erstes Amtsjahr empfunden hat.

Herr Dirnecker, wie war das erste Jahr als Bürgermeister?

Mir macht es viel Spaß. In der Regel bin ich einer, der mit jedem Mensch auskommt und der jeden Mensch akzeptiert. Ich bereue nicht, dass ich mich zur Wahl gestellt habe. Ich war bereits Zweiter Bürgermeister und ich bin gebürtiger Schonstetter. Das macht es manchmal leichter, aber auch manchmal schwieriger. Ich muss unterscheiden zwischen Privatmann und Bürgermeister. Durch die Corona-Pandemie waren wir schon eingeschränkt. Prozesse sind verlangsamt worden und auch ich selber bin auch ausgebremst worden.

Was hat Sie am Amt des Bürgermeisters überrascht?

Es gab sehr viele Momente, in denen ich überrascht war. Ich war zwar davor bereits Zweiter Bürgermeister und habe mich immer eng mit dem ehemaligen Bürgermeister ausgetauscht, aber jetzt habe ich die Verantwortung. Das ist ganz anders. Ich muss mir Gedanken machen, wie ich vorgehe.

Wie halten Sie den Kontakt zu den Bürgern?

Ich bin ein ehrenamtlicher Bürgermeister und mit meinen Terminen flexibel. Ich nehme mir gerne Zeit für die Bürger. Ich finde, dafür ist ja auch der Bürgermeister da. Wenn ich durch den Ort gehe, gibt es immer wieder die Momente, in denen ich angesprochen werde. Das ist für mich kein Problem. Es ist wichtig, ins Gespräch zu kommen. Da kann ich auch ganz viel mitnehmen: Wie tickt der Bürger, was braucht er.

Im vergangenen Jahr hat der neue Dorfladen in Schonstett eröffnet…

Hier hat uns Corona nicht eingeschränkt. Im Gegenteil, durch Corona wurde der Bedarf an einem Laden im Ort sogar erhöht. Die Tendenz, dass die Menschen regional einkaufen wollen, ist da. Es kommen die Bürger mit dem Rad. Und es kommen auch Bürger aus den Nachbargemeinden zum Laden. Die Eröffnung des Dorfladens war für mich wichtig.

Wie gehen die Planungen mit dem Feuerwehrhaus voran?

Wenn wir so ein Projekt starten, dann ist es wichtig, dass wir es gut ausarbeiten. Wir haben jetzt zwei Varianten zur Auswahl. Eine stellt mich und die Feuerwehr zufrieden. Welche Variante es am Ende aber wird, werden die Finanzen der Gemeinde entscheiden.

Wie steht die Gemeinde derzeit finanziell da?

Die Pflichtaufgaben einer Kommune und die damit verbundene finanzielle Belastung der Gemeinde werden immer höher. Die Einnahmen steigen nicht. Da tut sich dann eine Gemeinde wie Schonstett schwer. Wir haben wenig finanziellen Spielraum. Ich glaube, am Ende des Jahres können wir sagen, ob wir mit einem blauen Auge davongekommen sind, oder nicht. Ich gehe aber davon aus, dass die Gemeinde künftig Schulden aufnehmen muss, um Pflichtaufgaben erfüllen zu können.

Was steht in der kommenden Zeit in der Gemeinde Schonstett an?

Beim Kindergarten bekommen wir eine neue Waldgruppe. Ein Waldstück haben wir bereits. Jetzt brauchen wir noch einen geeigneten Standort für die dazugehörige Hütte. Das wird hoffentlich in den kommenden Wochen spruchreif. Ebenfalls müssen Teile des Regenwasserkanals saniert werden. Wir haben immer wieder Probleme bei Starkregenereignissen. Wir wissen nun, wo die Schäden liegen und werden im Herbst mit den Planungen beginnen. Im kommenden Jahr werden wir in die Umsetzung gehen.

Was ist für die Gemeinde Schonstett wichtig?

Es ist wichtig, dass die Gemeinde in den kommenden Jahren kontinuierlich wächst. Wir brauchen gute Jahre, in denen wir uns finanzielle Rücklagen schaffen können. Ich werde mich für den Erhalt des Kindergartens in Schonstett einsetzen. Ich kann mich nicht auf einem Amt ausruhen. Es ist wichtig, dass ich die Gesellschaft und die Leute mitnehme. Wenn wir die Herausforderungen gemeinsam angehen, dann kann auch etwas dabei herauskommen.

Interview: Katharina Koppetsch

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