Die Briefwahl boomt

von Redaktion

In Großkarolinenfeld und Rohrdorf landen gut 50 Prozent aller Stimmen im Postkasten

Großkarolinenfeld/Prutting/ Riedering/Rohrdorf/Schechen/ Söchtenau/Stephanskirchen/ Vogtareuth – Eigentlich könnte jetzt schon feststehen, wer die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel antritt. Die Wahlleiterinnen und Wahlleiter in de Gemeinden wären so weit, hätten die Wahl schon am vergangenen Sonntag abhalten können.

Wahl dahoam wird
immer beliebter

Eins ist klar: Die Briefwahl boomt. In allen Gemeinden hat die Zahl der Briefwähler im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 deutlich zugenommen, ist oft mehr als doppelt so hoch. In Stephanskirchen und Riedering überschritt die Zahl der Briefwähler schon am Freitag die 50-Prozent-Marke, in den anderen Gemeinden lag sie knapp darunter, was sich aber bis Ende der Woche auch noch ändern kann. Georg Plankl, Geschäfts- und Wahlleiter in Stephanskirchen, hat ausgerechnet, dass bei einer angenommenen Wahlbeteiligung von 80 Prozent der Briefwahlanteil 70 Prozent der Gesamtstimmen ausmacht. Denn Briefwähler geben nahezu alle ihre Stimmen ab.

In den meisten Gemeinden haben die Wahlleiterinnen und Wahlleiter entsprechend reagiert. Martin Grick hat in Rohrdorf keine neun Wahllokale mehr geplant, sondern nur noch drei. Zwar bleibe es bei drei Briefwahlvorständen, so Grick, die aber seien personell aufgestockt worden.

Christian Baumann hat in Großkarolinenfeld ein Wahllokal weniger und drei Briefwahlbezirke mehr eingerichtet, als bei der Bundestagswahl 2017. In Schechen und Vogtareuth blieb die Zahl der Wahllokale konstant, im Vergleich zur Wahl 2017 hat sich die Zahl der Briefwahlvorstände auf drei verdreifacht. In Stephanskirchen wurden jeweils zwei Urnenwahllokal zusammengelegt, die Zahl damit auf vier halbiert. Dafür gibt es nun acht statt vier Briefwahlbezirke. Nur in Prutting hat sich laut Lisa Mayerhofer im Vergleich zur Wahl 2017 beim Auszählen nichts verändert.

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt wieder, Stadt und Landkreis Rosenheim sind bundesweit weit vorne dabei. Das hat aber, so die Rundfrage in den Gemeinden, keine Auswirkung bei der Rekrutierung von Wahlhelfern gehabt. Das sei ähnlich leicht oder schwer gewesen, wie immer, so der Tenor unter den Wahlleiterinnen und Wahlleitern. Viele Gemeinden greifen da ohnehin auf ihre Gemeindemitarbeiter und Kommunalpolitiker zurück. Martin Grick hat in Rohrdorf seit Jahren sehr viele freiwillige Helfer und es wurden heuer nicht weniger. „Aufgrund der damaligen Regelung, dass Wahlhelfer in der Impfpriorisierung steigen, wurde die Zahl der Wahlhelfer sogar noch leichter erreicht, als bei vorherigen Wahlen“, berichtet er.

Die Kommunalwahl 2020 wurde in einigen Städten und Gemeinde zum Corona-Treiber, da sich Wahlhelfer ansteckten. Da wäre es vermutlich den Verantwortlichen in den Gemeinden recht, wenn ihre Wahlhelfer alle geimpft oder genesen sind. Allein: Sie dürfen es nicht abfragen. Aber sie stellen am Sonntag allen Wahlhelfern Selbsttests und Masken zur Verfügung.

Und natürlich galt es schon im Vorfeld, Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Nicht nur, dass die Wahllokale und Auszählungsräume der Briefwahlvorstände so groß sein müssen, dass 1,50 Meter Abstand problemlos einzuhalten sind. Nein, es mussten Plexiglas-Trennwände zwischen Wahlhelfern und Wählern organisiert, Abstandsflächen und Laufwege markiert, Desinfektionsspender beschafft werden. Die eine oder andere Gemeinde, zum Beispiel Rohrdorf, hat die Zahl der Wahlhelfer pro Wahllokal etwas erhöht, damit auch Pausen – ohne Maske – möglich sind. Und Germana Beer hat für ihre Helfer eine corona-taugliche Verpflegung sichergestellt – mit individuell gepackten Rationen.

Ohne Maske nur mit
Attest ins Wahllokal

Generell gilt auch bei der Wahl: Die AHA-Regeln sind einzuhalten. Das heißt auch, dass Wahlhelfer und Wähler Maske tragen müssen. Für diejenigen, die ihre Maske vergessen haben, gibt es im Wahllokal meist Notfallmasken. Ohne Maske dürfen nur Frauen und Männer wählen, die aus gesundheitlichen Gründen ein Attest haben. Das muss dann aber auch vorgelegt werden. Wer keine Maske tragen will, darf nicht wählen. Diese Anordnung des Bundes- und der Landeswahlleiter bestätigt auch Karl-Heinz Salzborn, Geschäfts- und Wahlleiter in Schechen.

Germana Beer wäre es sehr recht, wenn die Wählerinnen und Wähler in Vogtareuth eigene Kugelschreiber mitbringen. Das reduziert den Aufwand für die Wahlhelfer, die sonst desinfizieren müssen.

Vermehrter Aufwand wegen Corona einerseits, stetig steigende Zahlen bei den Briefwählern andererseits, da mag in manch einem Verantwortlichen der Wunsch aufgekommen sein, den Martin Grick äußert: „Grundsätzlich wäre es wünschenswert, nur noch die Briefwahl anzubieten. Bei der Stichtagswahl der Kommunalwahl im vergangenen Jahr hat man ja gesehen, dass alles reibungslos funktioniert.“

Artikel 1 von 11