Luxushotel soll Tourismus beleben

von Redaktion

Bad Feilnbach erhofft sich von „Apple & moore“ neue Gäste und Schub für die Gemeinde

Erläutern das Projekt ausführlich: (von rechts) Bürgermeister Anton Wallner, Architektin Dr. Krista Blassy, Projektant Jochen Appelmann und Sebastian Kirner als Vertreter der Investoren-Familie. Foto Gerlach

Bad Feilnbach – Ein Vier-Sterne-Hotel „Apple & moore“ soll auf dem Areal des Apfelmarktes entstehen und den Tourismus in der Gemeinde Bad Feilnbach ankurbeln. Jetzt wurde das Vorhaben der Öffentlichkeit präsentiert – mit ausführlichen Erläuterungen zum Bauleitplanverfahren und Visualisierungen.

„Die Blütezeit des Tourismus in Bad Feilnbach ist vorbei“, machte Bürgermeister Anton Wallner unmissverständlich klar. In den vergangenen 20 Jahren habe die Gemeinde 450 Betten verloren und damit einen Umsatz von circa sechs Millionen Euro. In der Hochzeit des Kurtourismus verfügte Bad Feilnbach noch über acht Kureinrichtungen mit Mooranwendung. Jetzt kämpft die Gemeinde um den Erhalt des Prädikates „Bad“ und ein Moorbadehaus.

Voraussetzungen für
ein Leuchtturmprojekt

Die Bad Feilnbacher Familie Kirner, die seit Jahren den Apfelmarkt organisiert, hat den Mut, ein Hotel mit Moorlandschaft zu bauen. Dafür gab sie eine Machbarkeitsstudie bei der Treugast Solutions GmbH in Auftrag, einer renommierten Unternehmensberatung für die Bereiche Hotellerie, Gastronomie, Tourismus und Freizeitwirtschaft. Das Ergebnis: Bad Feilnbach hat die besten landschaftlichen Voraussetzungen für ein Hotel im Bereich Wellness, Gesundheit, Genuss und Sport, das mit der touristischen Ausrichtung Bad Feilnbachs harmonieren würde. Mit den Alleinstellungsmerkmalen Wellness und Moorbadehaus könnte sich Bad Feilnbach nachhaltig als Gesundheitsstandort profilieren. Zudem hätte das Leuchtturmprojekt Synergien für die gesamte Gemeinde: Beherbergungsbetriebe, Gastronomie, Handel, Kultur und Tourismus. So könnte Bad Feilnbach an Image und Strahlkraft gewinnen, zum touristischen Hotspot der Region avancieren. „Unser Pfund liegt in unserer Landschaft und dem Tourismus“, betonte Bürgermeister Wallner. „Davon leben Familien hier schon seit Jahrzehnten.“ Als Beispiel nannte er 20 Gaststättenlizenzen in einer kleinen Gemeinde wie Bad Feilnbach mit 8300 Einwohnern: „Andere Orte unserer Größe haben gar keine Wirtschaft mehr.“

Wirtschaftlich, so die Treugast-Experten, sei ein Vier-Sterne-Hotel erst ab einer Größe von 120 Zimmern. Im aktuellen Vorentwurf sind ein Hotel mit 101 Zimmern – 87 Doppelzimmer, sieben Junior-Suiten und sieben Suiten – sowie fünf Einzel- und drei Doppelchalets geplant. Moorlandschaft, Innen- und Außenpool, Restaurant und Biergarten sollen nicht nur den Hotelgästen, sondern allen offen stehen. Fachkräftemangel und Wohnungsnot in der Region will der Bauherr mit einem Wohnhaus für Mitarbeiter begegnen. „Das sind Ideen, wir sind noch am Anfang“, betonte Architektin Dr. Krista Blassy. Auf Wunsch der Familie Kirner hatte sie die ersten Ideen in einem Video visualisiert. In dieser Planungsphase kein Muss, aber: „Es war uns wichtig, dass sich die Bad Feilnbacher ein Bild machen können, denn wir wollen sie von Anfang an mitnehmen“, betonte Sebastian Kirner.

Zur Bürgerversammlung waren etwa 70 Einwohner gekommen – darunter auch Anlieger, deren Grundstücke sich mindestens 100 Meter vom neuen Standort entfernt befinden. Vor allem den Nachbarn war das Hotel zu groß. Christian Seebacher sorgte sich um die Zufahrt zu seinen Feldern und die Qualität seines Obstes, wenn die Hotelgäste direkt an den Streuobstwiesen entlangfahren. Auch prophezeit er schon jetzt Probleme, wenn er seine Felder am Rande der Wellness- und Spa-Bereiche odeln muss. Für die kleinen Beherbergungsbetriebe sieht er im Hotel eine Konkurrenz. Bürgermeister Wallner betonte, dass er das Projekt als Zugpferd für die Privaten und die ganze Gemeinde sehe. Zudem komme es für die kleinen Anbieter vor allem darauf an, online sicht- und buchbar zu werden. Anna Elisabeth Jaksch wusste bereits von Übernachtungspreisen von 200 Euro pro Kopf. Derartige Zahlen gibt es in den Projektunterlagen noch nicht. Zudem, so betonte Projektentwickler Jochen Appelmann, reguliere der Markt die Preise. Reiner Jaksch zweifelte die Machbarkeitsstudie aufgrund eigener Recherchen an. Er hatte mehrere Hotels am Telefon nach ihrer Wirtschaftlichkeit befragt. Da ihm alle versichert hätten, wirtschaftlich zu arbeiten, fordert er ein kleines 40-Betten-Hotel mit nur einer Etage und keine „Bettenburg zur Gewinnmaximierung für eine einzelne Familie“.

Respekt für Mut
der Investoren

Stephan Schlatzer vom Gewerbeverband Bad Feilnbach zollte den Investoren – „einer Familie aus unserer Mitte“ – Respekt. Er hatte auch Verständnis für die Anwohner, die sich in ihrem Zuhause wohlfühlen wollen und betonte: „Wir müssen aufeinander zugehen und Lösungen finden, denn das Hotel ist eine Investition in die Zukunft der Gemeinde. Es bringt Kaufkraft, Umsatz, Gewerbesteuer, Arbeits- und Ausbildungsplätze.“ Andreas Prechtl, Chef des Feilnbacher Edeka-Marktes, machte klar: „Die Brannenburger haben sich die Hacken abgelaufen, um einen Investor für ein Hotel zu finden. Sie würden der Familie Kirner den roten Teppich ausrollen.“ Investor Sebastian Kirner nahm alle Hinweise mit in die nächste Planungsrunde. Er versicherte zugleich, dass auch der Apfelmarkt eine Zukunft habe.

In welcher Phase ist die Bauleitplanung, wann erfolgt der Spatenstich?

Schon seit 2005 bemüht sich die Bad Feilnbacher Familie Kirner darum, am „Brandfeld“, dem Apfelmarktgelände, einen Hotelstandort zu entwickeln. Damals wurde Baurecht für ein Areal von 1,8 Hektar geschaffen. In einem Normenkontrollverfahren wurde ein „Verstoß gegen das Anbindegebot“ im Außenbereich kritisiert. Das Verwaltungsgericht München erklärte den Bebauungsplan im Jahr 2014 für nichtig, da das Maß der baulichen Nutzung nicht genau definiert war. Im Juli 2021 legte die Familie Kirner dem Gemeinderat ein neues Konzept vor. Der Gemeinderat begrüßte einen Hotelbau einstimmig. Seitdem beschäftigt sich das Gremium mit dem Vorentwurf des Bebauungsplans, feilt gemeinsam mit den Planern unter anderem an Wandhöhen oder Dachneigung und -gestaltung. Im Mai soll der B-Plan-Vorentwurf erneut diskutiert werden. Danach, so erläuterte Geschäftsleiter Helge Dethof, erfolge eine vierwöchige Beteiligung der Behörden und der Öffentlichkeit: „Jeder Einwohner oder Besucher der Gemeinde kann seine Meinung dazu äußern.“ Erst nach der Öffentlichkeitsbeteiligung und Abwägung könne der Gemeinderat einen Beschluss zum Bebauungsplanentwurf fassen. Dieser müsse vom Landratsamt genehmigt werden. Parallel zur Erstellung des B-Plans werde der Flächennutzungsplan geändert. Dafür seien die gleichen Verfahrensschritte nötig. Ob dieser Prozess ein oder zwei Jahre dauere, sei aus heutiger Sicht nicht vorhersehbar. Auch nicht, wann der Bau beginne.

Nico Kehrer vom Planungsbüro Kehrer & Horn, das den B-Plan-Entwurf für eine Fläche von 3,6 Hektar zwischen Flurstraße im Norden und Kufsteiner Straße im Süden erarbeitet hat, erläuterte, dass im Zentrum des Areals das Hotel mit einer Gesamthöhe von 19,5 Metern geplant sei. Im Norden sollen die Mitarbeiterunterkünfte in einem etwa sechs Meter hohen Gebäude entstehen. Die Chalets im Süden sollen um einen Schwimmteich angeordnet werden. Im Osten sollen Carports und Stellflächen für die Besucher von Hotel und Biergarten entstehen. Die Zufahrt ist über die Kufsteiner Straße geplant. Als Ausgleichsfläche für das Projekt ist an der Kufsteiner Straße eine zwei Hektar große Streuobstwiese geplant. Im zweiten Schritt folgt der Bauantrag, in dem Detailfragen zu den einzelnen Gebäuden festgelegt werden.

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