Brannenburg – Gleich zwei besondere Ereignisse auf einmal konnte am gestrigen Donnerstag die Wendelsteinbahn feiern. Zum einen die offizielle Einweihung und Inbetriebnahme von „Lok 5“. Zum anderen das 110. Betriebsjubiläum. Zwar fand die offizielle Eröffnung der Wendelsteinbahn erst am 25. Mai 1912 statt, schon am 12. Mai 1912 aber war eine Zuggarnitur zum ersten Mal mit Passagieren, die nicht zum Personal gehörten, unterwegs gewesen.
Journalisten
als Premierengäste
Der Gründer der Wendelsteinbahn, Otto von Steinbeis, hatte damals Journalisten zu einer Vorabfahrt eingeladen, damit diese die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bahn und ihre offizielle Eröffnung lenken konnten.
Unter Umständen waren es sogar genau dieselben Wagen, mit denen die Gäste am gestrigen Tag auf den Wendelstein gebracht wurden, denn die neue Lok schob eine Wagengarnitur aus dem Jahr 1912. Dies übrigens nicht aus Nostalgie und der historischen Erinnerung wegen, die Wagen werden zumindest in diesem Jahr ganz normal im Linienbetrieb mitlaufen. Ein wesentlicher Grund für die Anschaffung der neuen Lok war, wie Florian Vogt, der Geschäftsführer der Wendelsteinbahn, den Gästen erläuterte, die Tatsache, dass die beiden Doppeltriebwagen, die bisher alle Fahrten übernahmen, überholungsbedürftig sind.
Sie stammen aus dem Jahr 1990 und für entscheidende Elemente ihrer Elektrik gebe es so gut wie keine Ersatzteile mehr. Sie werden jetzt einer nach dem anderen auf den technisch aktuellen Stand gebracht, was für jede Garnitur ein halbes Jahr Ausfall bedeutet. Mit den anderen vorhandenen Loks, die alle noch aus der Gründerzeit, also ebenfalls aus dem Jahr 1912 stammen, wäre ein vernünftiger Regelzugbetrieb im Verbund mit dem jeweils verbleibenden Doppeltriebwagen nicht möglich: Sie sind einfach zu langsam.
Auch wenn die Doppeltriebwagen wieder beide im Einsatz sein werden, ist die neue Lok eine wichtige Ergänzung des Fuhrparks: Sie ermöglicht, dass auch alle Versorgungsfahrten in die normalen Betriebszeiten eingebaut werden können. Bislang konnten diese Fahrten wegen der Langsamkeit der alten Lokomotiven nur vorher oder nachher durchgeführt werden, was bei den Dienstplänen oft Klimmzüge notwendig machte, wie Florian Vogt erläuterte.
Dass die 110 Jahre alten Personenwaggons überhaupt im normalen Verkehr mitlaufen können, machte nicht unwesentlich Arbeiten nötig, die von der Wendelsteinbahn selbst geplant und durchgeführt wurden. Weniger wegen ihres Allgemeinzustandes, der ist nach wie vor hervorragend, als vielmehr wegen der Anpassung an die hochmoderne Lok. Schon deren höhere Geschwindigkeit – sie erreicht auf den Bergstrecken 25 Kilometer pro Stunde statt 12 – machte neue Kupplungssysteme nötig, auch die Elektrik der Wagen musste an die Schnittstellen der modernen Lok angepasst werden.
Die Wendelsteinbahn ist alles in allem damit für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet, eine Tatsache, die von allen Festgästen hocherfreut und durchaus auch erleichtert zur Kenntnis genommen wurde.
Eine „Perle
des Inntals“
Ob Verkehrsminister Christian Bernreiter, Landrat Otto Lederer, Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner oder Brannenburgs Bürgermeister Matthias Jokisch: Sie alle würdigten die Wendelsteinbahn als eine „Perle des Inntals“, die wesentlich Bedeutung für den Tourismus habe und damit nicht nur für Brannenburg, sondern für die ganze Region. Von allen Seiten deshalb auch beruhigt zur Kenntnis genommen wurde die Feststellung von Dr. Dietrich Gemmel, dem Vorstand der Lechwerke und damit der Muttergesellschaft der Wendelsteinbahn: Die Lechwerke stehen fest hinter der Wendelsteinbahn und ihrer Zukunft.