Bayerisches Brauchtum mit sechs PS

von Redaktion

Schorsch Siegmund präsentiert bei Leonhardifahrten ein besonderes Gespann

Raubling – An diesem Wochenende wird an einigen Orten dem heiligen Leonhard nach gutem Brauch – wie bereits in den Jahren vor Corona – mit prachtvollen Gespannen, kunstvoll geschmückten Wagen und darauf sitzend Musikkapellen, festlich gewandete Dirndln, Schalkfrauen und Männer die Ehre erwiesen. So auch am heutigen Samstag um 9.15 Uhr in Hundham bei Fischbachau (Landkreis Miesbach) sowie morgen, Sonntag, in Lippertskirchen (siehe Kasten).

Buntes Bild an
den Wallfahrtsorten

Ein buntes Bild aus Zweier- und Vierergespannen, mit Pferden der Gattung Süddeutsches Kaltblut, Haflinger und Edelbluthaflinger prägen dann wieder das Erscheinungsbild der traditionsreichen Wallfahrtsorte. Attraktion dürfte heuer vor allem ein Sechser-Gespann mit Haflingerpferden aus dem Stall von Georg Siegmund aus Grünthal bei Raubling sein. Auf dem Wagen wird die „Auer Musi“ mitfahren.

Fester Platz im
Terminkalender

Für Schorsch Siegmund, wie er von Freunden genannt wird, haben Leonhardifahrten in der Region, wo das Brauchtum im christlichen Glauben noch hochgehalten wird, einen festen Platz im Terminkalender. Seit 40 Jahren pflegt er dieses ehrwürdige Brauchtum. Wie der inzwischen 57-jährige Vorsitzende der Rosserer der „Pferdefreunde am Wendelstein“ hinzufügte, sei sein 70-jähriger Bruder Hans Söllner seit über 50 Jahren eng mit dem Brauchtum verbunden. Meistens dürfen in seinen Zweier- oder Vierspänner-Kutschen Ehrengäste die Umfahrt genießen.

Söllner wurde 2019 von Pfarrer Ernst Kögler für seine langjährige aktive Teilnahme an der Lippertskirchner Wallfahrt ausgezeichnet. Zu den Leidenschaften von Schorsch Siegmund gehören die etwa 30 Haflinger- und Edelbluthaflinger-Pferde in den Stallungen in Grünthal, die momentan noch das saftige Gras auf den angrenzenden Weiden nach Herzenslust genießen dürfen. Vier von ihnen sind auserkoren, zusammen mit zwei Pferden aus dem Stall von Züchter Martin Brugger aus Miesbach als Sechser-Gespann die Blicke der vielen Zaungäste an den Umfahrten auf sich zu ziehen. Die beiden blonden Gäste aus dem Oberland werden in der Mitte des Gespannes platziert. „Harmonisch passen alle Pferde bestens zusammen“, wie der Haflingerzüchter gegenüber dem Mangfall-Boten betont.

Reichlich
Mühe aufgewendet

Die Vorbereitungen für dieses fuchsfarbige Sextett mit blonder Mähne für den besonderen Festtag sind allerdings mit reichlich Mühen verbunden, die sich jedoch zu Ehren des heiligen Leonhard lohnen. Die Arbeiten beginnen bereits am heutigen Freitag mit dem Waschen und Putzen der Rösser. Der Samstag und Sonntag startet jeweils um 5 Uhr mit der Stallarbeit, dem Füttern und nochmals mit dem Putzen der Pferde. Zudem wird dann das helle Haar eingeflochten. Am heutigen Samstag heißt es dann um 7 Uhr Aufbruch in Richtung Hundham. Am morgigen Sonntag geht die Reise ebenfalls um 7 Uhr los. Zunächst geht’s nach Unterloh, das zwischen Au und Kematen gelegen ist, zur Familie Poschenrieder, wo bereits der bunt geschmückte Leonhardiwagen zum Einspannen wartet. Anschließend macht sich das Gespann auf den Weg zum Parkplatz am Gasthaus Andrelang in Au. Dort werden sie von der Auer Musi empfangen, die heuer auf dem Wagen sitzen wird und dann Richtung Köglwiese in Lippertskirchen aufbricht.

In den Jahren vor Corona durften die sechs Pferde den Motivwagen mit der Wallfahrtskirche „Maria Morgenstern“ ziehen. Fein säuberlich geputzt und gewienert muss auch das Pferdegeschirr sein – was aber zu einer weiteren Leidenschaft von Siegmund zählt. Die Auswahl an Kummet mit Glöckchen, Halftern und Zügelriemen ist groß, alle Teile sind penibel gepflegt. Ein Vierer-, und erst recht ein Sechser-Gespann zu führen und zu lenken, das erfordert ein hohes Maß an Konzentration beim jeweiligen Lenker und Führer des Gespanns. Der Blick des Fahrers richte sich ausschließlich auf die Rosse, wie Schorsch Siegmund mit Verweis auf gebotene Sicherheit für Pferde, Wagen und Menschen betont.

Die Gespanne werden jeweils vom hinteren Ross vom Sattel aus gefahren.

Stolz auf
seine Kinder

Besonders stolz im Hinblick auf die Haflingerpferde ist Siegmund auf Tochter Magdalena (24) und Sohn Georg junior (22), die bereits erfolgreiche Teilnahmen bei Reit- und Fahrwettbewerben vorweisen können. So sitzt Sohn Georg bereits seit 2013 gekonnt an Vierer- und Sechser-Gespannen im Sattel.

Gottesdienst und Umfahrt

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