Stephanskirchen – 416 Kindergarten- und 104 Krippenplätze stehen in der 11000-Einwohner-Gemeinde zur Verfügung. Nein, falsch: So viele Plätze sind in den fünf Kitas in der Gemeinde genehmigt. Ab September wird es allerdings weniger Plätze geben.
In der „Bärenstube“ schließt eine Kindergartengruppe. Weil das Personal fehlt. Es werden aber keine Kinder vor die Tür gesetzt, versichert Diakon Markus Kahler, als Kita-Verbundsleiter Simssee zuständig für die Bärenstube. Glück im Unglück: Aus einer der vier Kindergartengruppen wechseln fast alle Mädchen und Buben in die Schule.
Kinderpflegerin kann
hier kaum leben
Die verbleibenden Kinder werden auf die drei anderen Gruppen verteilt. „Wir nehmen im September dementsprechend weniger neue Kindergartenkinder auf“, so Kahler. Im Haus für Kinder „Hotzenplotz“ der Arbeiterwohlfahrt ließ das Personal schon beim Tag der offenen Tür für interessierte Eltern durchblicken, dass der Personalmangel gravierend sei. Sechs Kräfte sind dort mittlerweile weggefallen, wusste Carina Moser, im Rathaus zuständig für die Kitas. „Im Hotzenplotz muss deshalb ab September eine Krippengruppe geschlossen werden“, berichtete denn auch Bürgermeister Karl Mair in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Zwölf Plätze für die Kleinsten fallen weg.
„Wir sind sehr froh, dass wir die beiden Kirchen und die AWO als Träger unserer fünf Kitas haben“, sagt Mair. Denn die könnten ihre gesamte Erfahrung in die Waagschale werfen, gerade auch bei der Personalgewinnung. Die 85 Arbeitsplätze in den Kitas sind nahezu ausschließlich von – zumeist jungen – Frauen besetzt. Wären es kommunale Kitas, hätte Dr. Andreas Uhlig, Geschäftsleiter und Personalchef der Gemeinde, allein mit dieser Angestelltengruppe alle Hände voll zu tun. So sind es Diakon Markus Kahler für die drei katholischen Kitas, Diakon Heinz Hagenmaier für die evangelische Kita Regenbogen und Sandra Reich als Abteilungsleiterin der Landkreis AWO. Besonders optimistisch sehen die beiden Diakone nicht in die Zukunft. Es gebe kaum noch Bewerbungen, so Kahler, Besserung sei nicht in Sicht: „Es wird sehr, sehr mau.“ Er sei dazu übergegangen, Assistenzkräften parallel die Ausbildung zur Kinderpflegerin zu ermöglichen. Die gebe es in Oberbayern ohnehin kaum noch, so Hagenmaier. Die jungen Frauen setzten fast alle die Qualifikation zur Erzieherin oben drauf, denn „von einem Kinderpflegerinnengehalt kann man im teuren Oberbayern kaum leben“. Das treibe natürlich in den Kitas die Personalkosten hoch.
Gemeinderätin Petra Hoffmann schlug vor, dass die Kitas doch in der Otfried-Preußler-Schule mal Werbung für „diesen schönen Beruf“ machen sollten. Wenn da Jugendliche für die Ausbildung zu gewinnen seien, blieben sie danach vermutlich auch im Gemeindegebiet. „Eine sehr gute Idee“, fand nicht nur Mair.
Angesichts der Entwicklung kein Wunder, dass der Bürgermeister deutlich erleichtert bekannt gab, dass seine kleinsten Gemeindebürger „alle untergebracht sind. Wenn auch nicht immer in der Wunscheinrichtung“. Carina Moser, im Rathaus für die Kitas zuständig, berichtete, dass der zentrale Anmeldetag im Rathaus von den Eltern wieder sehr gut angenommen worden sei. „Die Eltern sind froh, an dem Tag direkte Ansprechpartner zu haben, auch mal Fragen stellen zu können“, sagte sie.
Für 98 Buben und Mädchen meldeten die Eltern am zentralen Anmeldetag Bedarf an. Drei Monate später liegen nun 113 Anmeldungen vor. Am runden Tisch mit den Einrichtungsleiterinnen und Trägervertretern wurde geschaut, wie alle Kinder unterzubringen sind. Und wo zum Beispiel die Inklusionskinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf am besten aufgehoben sind, fügte Ulrike Demberger, Leiterin der Kita Regenbogen, an. Alle Beteiligten sind froh, dass trotz der jetzt bekannten Gruppenschließungen alle Kleinen einen Betreuungsplatz haben.
Neue Einrichtung wird
mittelfristig gebraucht
Beim zentralen Anmeldetag wird auch immer der künftige Bedarf ermittelt – zusätzlich zu den im Einwohnermeldeamt vorliegenden Geburtenzahlen der entsprechenden Jahrgänge, erklärte Carina Moser. Klar ist: „Wir werden mittelfristig mindestens eine neue Einrichtung brauchen“, so der Bürgermeister. Sowohl im Neubaugebiet am Schloßberger Tulpenweg als auch im neu entstehenden Ortsteil im Südosten von Haidholzen gibt es Grundstücke für Kitas. Fehlt nur noch das Personal.