Kampenwandbahn als Denkmal?

Gespräch im Garten eines Hotels neben der Kampenwandbahn: (von links) Schweizer Seilbahnpionier Karl Garaventa, Landtagsabgeordnete der Grünen Claudia Köhler, Dr. Sabine Weigand, Valentin Weigel, Landtagskandidatin der Freien Wähler Andrea Wittmann, Ortschronist und Mitglied des Aschauer Heimat- und Geschichtsvereins Georg Antretter und Bernhard Spachmüller, Mitarbeiter Dr. Weigands .

Gespräch im Garten eines Hotels neben der Kampenwandbahn: (von links) Schweizer Seilbahnpionier Karl Garaventa, Landtagsabgeordnete der Grünen Claudia Köhler, Dr. Sabine Weigand, Valentin Weigel, Landtagskandidatin der Freien Wähler Andrea Wittmann, Ortschronist und Mitglied des Aschauer Heimat- und Geschichtsvereins Georg Antretter und Bernhard Spachmüller, Mitarbeiter Dr. Weigands .

Ist die Kampenwandbahn ein Denkmal? Diese Frage wollten zwei Landtagsabgeordnete am gestrigen Montag in Aschau klären. Doch statt eines Gesprächs mit der Betreiberfamilie Zbil bekamen die zwei Frauen Hausverbot und wurden vom Gelände verwiesen. Das sind die Hintergründe.

Von Elisabeth Kirchner

Aschau – Keine Gesprächsbereitschaft, stattdessen Trillerpfeifen und ein Hausverbot seitens der Unternehmerfamilie der Kampenwandbahn: So hatte sich Sabine Weigand, Landtagsabgeordnete und Sprecherin für Denkmalschutz der Grünen, den Besuch in Aschau wohl nicht vorgestellt. Statt eines Gesprächs am Fuß der Bergstation kam es zu einem Austausch im Garten eines Hotels neben der Kampenwandbahn – ohne die Betreiber. 

Bürgerinitiative „Pro
Erhalt Bahn“ vor Ort

Eigentlich wollte Weigand mit Claudia Köhler, Landtagsabgeordnete der Grünen und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen, die Kampenwandseilbahn bezüglich Schutz- und Denkmalwürdigkeit der Bahn besichtigen. Ohne die Bürgerinitiative „Pro Erhalt Bahn“, wie Weigand betonte.

Sie sehe die Bahn als „frühes Zeugnis des Alpentourismus” und aufgrund dieser Einzigartigkeit forderte sie eine Überprüfung der Denkmalwürdigkeit. „Wir dürfen die Kampenwandbahn nicht leichtfertig abreißen“, sagte Sabine Weigand. Sie bedauere die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Familie Zbil und den Platzverweis. Claudia Köhler sah das ähnlich: Die Beteiligten müssten miteinander reden. Die Kampenwandbahn sei die Visitenkarte für den Ort und die Region. Beim Stichwort „sanfter Tourismus“ müsse man die Frage stellen, ob der Wintersport überhaupt noch eine Zukunft habe.

Georg Antretter, Ortschronist und Mitglied des Aschauer Heimat- und Geschichtsvereins, führte das Leitbild der Gemeinde für 2035 aus dem Jahr 2020 an. Da werde von Tourismus und Tradition als zentrale Grundlage, vom Bergsteigerdorf und von Sozialverträglichkeit gesprochen. Wenn die Bahnbetreiber Inklusion als Begründung für die Erneuerung einer Bahn ins Feld führen, frage er sich, ob die Bahn nicht mit wesentlich geringeren Mitteln um- beziehungsweise aufgerüstet werden könne. Weigand, Köhler und Antretter würdigten jedoch das Engagement der Bahn-Betreiber, die sich seit 66 Jahren für den Betrieb einsetzen und um Reparaturen kümmern. Karl Garaventa, Schweizer Seilbahnpionier, lobte die Unternehmerfamilie ebenfalls. Die Schweizer hätten viel Geld in die Hand genommen, um den Sommer-Tourismus mit nostalgischen Bergbahnen, ausgestattet mit neuester Technologie, wieder anzukurbeln.

Langfristig könne sich Garaventa Wintertourismus in Gebieten unter 1500 Meter nicht vorstellen. Wolf Neelsen, Aschauer Gemeinderat (Grüne), argumentierte, dass es eine Erstgenehmigung für einen Neubau der Bahn aus dem Jahr 2017 gebe und dass 2021 ein Tekturantrag gestellt wurde. Obwohl gegen Letzteren Klage eingereicht wurde, sei der Entscheid des Landratsamtes rechtskräftig. Christiane Rabich-Pichler, ehemalige Gemeinderätin, erklärte, dass man dem Antrag einer Erneuerung zugestimmt habe, ohne über Detailinformationen zu verfügen. Brigitte Mieslinger, ehemalige Sennerin auf der Kampenwand aus Aschau, wandte ein, dass man sich im Ort erst gegen einen Neubau ausgesprochen habe. Als es um das Thema Sicherheit ging, sei vielen der Gedanke einer neuen Bahn nicht mehr so abwegig erschienen. Ein Argument, das viele Anwesenden nicht gelten ließen. „Dann wäre der TÜV sofort eingeschritten“, sagte Karl Garaventa. Architektin Stefania Peter betonte, dass das unternehmerische Denken unterstützt werden müsse. Gleichwohl sehe sie eine Denkmalwürdigkeit gegeben: Wegen der Bahn mit ihren drei Seilen und den Gebäuden der Berg- und Talstation. Man solle erneut das informelle Gespräch mit dem Betreiber suchen.

Architekt Alois Juraschek, ehemaliger Kreisbaumeister des Landkreises, sah das ähnlich. Eine Nachrüstung der Bahn sei in seinen Augen möglich. Dr. Rudolf Neumeier vom Bayerischen Amt für Landespflege schloss sich seinen Vorrednern an. Ein Abriss der Bahn wäre „ein erheblicher Verlust”. Die Bahn sei identitätsstiftend. Er zitierte aus  Paragraf 13 des Denkmalschutzgesetzes: „Die Denkmalschutzbehörden und das Landesamt für Denkmalpflege sollen sich in geeigneten Fällen der Unterstützung kommunaler Stellen sowie privater Initiativen bedienen.”

Aufrüsten mit
weniger Geld?

Landtagsabgeordnete Weigand betonte, dass niemand Angst vor dem Denkmalschutz zu haben brauche: „Wir wollen keine Manifestierung.“ Eine Überprüfung der Denkmalwürdigeit – Stichwort Technik-Denkmal – und eine technische Aufrüstung „ohne ihre historische Anmutung zu verlieren“ könne sie sich durchaus vorstellen. Andrea Wittmann, Landtagskandidatin der Freien Wähler aus dem Landkreis Traunstein, führte an, dass bereits Fördergelder für den Neubau in Höhe von zehn Millionen zugesagt wurden. Es sei eine einmalige Leistung der Unternehmersfamilie, die es zu würdigen und zu beachten gelte. „Stillstand ist Rückstand“, sagte Wittmann. Sie habe versucht, Herrn Zbil doch noch zu einem Treffen vor Ort zu bewegen – ohne Erfolg. Dennoch werde sie alles versuchen, um im Gespräch zu bleiben. Weigand resümierte: Es gebe viele Möglichkeiten, eine Lösung zu finden. „Man muss halt wollen“, sagte sie.

<p>Demonstranten mit Trillerpfeifen und Plakaten warben für den Neubau der Kampenwandbahn. Fotos Kirchner</p>

Demonstranten mit Trillerpfeifen und Plakaten warben für den Neubau der Kampenwandbahn. Fotos Kirchner

Die Antwortder Betreiber

Artikel 94 von 189
Montag, 4. Dezember 2023
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