Gefährliche Stromleitung

von Redaktion

Vier Wochen Verstopfung. Die Staatsstraße bei Prutting ist gesperrt. Vier Wochen lang kommen Autofahrer aus dem Osten des Landkreises nur auf Umwegen nach Rosenheim. Und es werden noch vier Wochen mehr werden. Die Bauarbeiten dauern länger. Und jetzt, jetzt ist auch noch ein Schleichweg dicht.

Prutting – Johannes Thusbaß ist sauer. Der Pruttinger Bürgermeister hat aus der OVB-Heimatzeitung erfahren, wie lange der direkte Weg in sein Dorf noch gesperrt ist. „Die Kommunikation rund um die Großbaustelle ist nicht optimal.“ Die Staatsstraße zwischen Stephanskirchen und Prutting sollte am Wochenende wieder für den Verkehr geöffnet sein. Pustekuchen. Es wird Ende Oktober. Nochmal vier Wochen Staub, Dreck und Schulbusse auf Feldwegen.

„Überraschungen“
behindern Arbeiten

Die verlängerte Sperrung ist zu ertragen, findet Thusbaß. „Mir ist es lieber, die Arbeiten werden jetzt gescheit gemacht und die Straße bleibt noch gesperrt, hält dann aber wieder 35 Jahre oder länger.“ Dass eine 20000-Volt-Stromleitung nur 15 Zentimeter unter der Fahrbahn liege, gehe gar nicht. Die müsse deutlich tiefer gelegt werden.

Solche Überraschungen sind es, die die Arbeiten weit hinter den Zeitplan zurückgeworfen haben.

Über die mangelnde Kommunikation ärgert sich nicht nur Pruttings Bürgermeister. Laura Mayr, die in Sonnen wohnt, beklagt, dass vor Beginn der Baumaßnahme versprochen wurde, dass die Anlieger in Sonnen, Wolkering und Bamham informiert werden, auf welchen Wegen sie aus ihren Weilern Richtung Rosenheim oder Bad Endorf kommen. „Nichts ist passiert“, sagt Mayr, die ihren echten Namen nicht lesen will.

Für die Information der Betroffenen ist laut Straßenbauamt die beauftragte Baufirma zuständig. „Da die Anwohner derzeit – wenn auch mit Einschränkungen – zu ihren Grundstücken kommen können, hat die Baufirma bislang auf eine individuelle Information verzichtet“, teilt Ursula Lampe, Sprecherin des staatlichen Bauamtes Rosenheim, Abteilung Straßenbau, mit. Das werde sich mit dem Beginn der Asphaltierungsarbeiten ändern. Über die Erreichbarkeit der Grundstücke werden die Anwohner dann von der Baufirma per Flugblatt informiert, so Lampe auf Anfrage der OVB-Redaktion.

Zusätzlich sei immer ein verantwortlicher Ansprechpartner der Baufirma vor Ort. Das ist nicht der Eindruck, den Laura Mayr hat: „Mehr als drei Arbeiter habe ich noch nicht auf der Baustelle gesehen.“ Es handele sich um eine sogenannte Linienbaustelle mit rund drei Kilometern Baustrecke, erklärt Lampe. „Wie viele und wo die Mitarbeiter vor Ort eingesetzt werden, entscheidet die beauftragte Baufirma.“

Was die Anwohner mehr nervt, als die Geräusche, ist laut Bürgermeister der aufgewirbelte Staub. „Ich könnte mein Auto alle zwei, drei Tage waschen“, sagt Laura Mayr. Sie kommt nur über Feldwege und Schotterstraßen voller Schlaglöcher nach Hause. Der Bauhof rückt alle zwei Tage mit den Winterdienst-Fahrzeugen aus, versprüht Magnesiumchlorid auf den Wegen rund um Sonnen, Wolkering und Bamham. „Das bindet den Staub besser als Wasser. Denn das verdunstet schnell und hinterher staubt es noch mehr“, erklärt der Bürgermeister. Noch öfter Magnesiumchlorid versprühen sei nicht drin, „eine Fahrt kostet uns 300 Euro.“

Da von Anfang an klar war, dass die Bauarbeiten nicht in den Sommerferien abgeschlossen werden, war die große Frage, wie die Kinder in die Schule kommen. Die Kleinen aus Sonnen, Wolkering und Bamham nach Prutting, die Großen nach Rosenheim und Stephanskirchen. Die RVO-Busse Richtung Rosenheim fahren ab dem Pruttinger Dorfweiher die offizielle Umleitung über den Hofstätter See und die Staatsstraße aus Richtung Vogtareuth in die Stadt. Das scheint besser zu funktionieren als befürchtet. „Meine Große geht mittlerweile in Rosenheim in die Schule und bis jetzt war sie pünktlich dort und auch wieder zu Hause“, sagt Johannes Thusbaß. Für die Schüler aus Wolkering, Högering und Waldering hat das Landratsamt extra einen Bus bestellt, der sich über den Radlweg entlang der Baustelle bis Wolkering durchschlägt.

Für die Kleinen, die Grundschüler aus den Weilern an der gesperrten Staatsstraße, fährt der Schulbus auch über Feldwege. „Die Kinder sind alle hier“, sagt Rektorin Claudia Pelzl. Bei ihr sind bisher keine Beschwerden angekommen. Beim Busunternehmen, der Firma Marx, auch nicht. Nicht von Eltern, aber auch nicht von den Busfahrern. „Die hätten sicher etwas gesagt“, heißt es in der Verwaltung, „also scheint alles zu funktionieren.“

Ein Jahr im
Voraus geplant

Die Gemeinde Stephanskirchen plane mindestens ein Jahr im Voraus, schreibe auch entsprechend aus und mache die Verträge mit den beteiligten Firmen, erklärt Bauamtsleiter Wolfgang Arnst. Die Arbeiten an der Krottenmühlstraße wurden ab Ende September geplant, da dann die Badesaison weitgehend vorbei ist. Bei einer Absprache mit dem staatlichen Bauamt wegen der Sperrung der Staatsstraße Stephanskirchen-Prutting hieß es „kein Problem“. Nun ist es doch eines. „Wir haben schon eine Woche nach hinten geschoben. Mehr geht nicht – denn die Firmen müssen ja auch Zeit haben“, sagt Arnst. Er versichert, dass Rettungsdienst und Anlieger durchkommen. Als Schleichweg taugt die Krottenmühlstraße derzeit eher nicht.

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