Eggstätt – Als die Eggstätter Wahlhelfer gegen 23 Uhr mit der Auszählung der Stimmzettel für die Bezirkstagswahl fertig waren, stieg die Spannung. Jetzt ging es um die Frage: Wer wird der neue Bürgermeister? Um Mitternacht stand das Ergebnis dann fest.
Und es war deutlich: Christoph Kraus hat mit 54,3 Prozent und 167 Stimmen Vorsprung gewonnen (insgesamt 989 Stimmen). Insgesamt haben 1822 der 2383 Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben – die Wahlbeteiligung lag damit bei 76,5 Prozent. Auf den Kontrahenten und amtierenden Zweiten Bürgermeister Hans Plank entfielen 45,7 Prozent, also 822 Wählerstimmen.
Überwältigung
beim Wahlsieger
„Ich bin völlig überwältigt und froh, dass es geklappt hat“, sagt Christoph Kraus. Vor allem, da es sein erster Antritt für dieses Amt gewesen sei. Auch freut er sich über die hohe Wahlbeteiligung, die das nochmals stärke. Als Grund für seinen Wahlsieg sieht er den persönlichen Wahlkampf. „Ich habe in den letzten fünf Wochen bei Haustürgesprächen mit den Bürgern viel geredet und habe gutes Feedback bekommen.“ Dabei habe er, so sein Eindruck, die Menschen wirklich erreicht.
Am Wahlabend habe er sich Eggstätt dann ein weiteres Mal erlaufen, scherzt Kraus. „Ab 20 Uhr bin ich auf heißen Kohlen gesessen.“ Bis in die Nacht hinein sei er allein durch die Straßen gelaufen. Umso größer sei dann die Erleichterung nach der Verkündung gewesen, die dann noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. Nach nur zwei Stunden Schlaf sei er direkt zum Dienst in der Gemeinde Eggstätt angetreten. Für seine Amtszeit hat er sich einiges vorgenommen: Sein Konzept ergebe sich aus seinem Namen.
„K-R-A-U-S. K wie kommunaler Dienstleister. Ich möchte mich für eine saubere Verwaltung auf Augenhöhe einsetzen. Wo Bürger und Mitarbeiter gerne ins Rathaus gehen.“ Dazu gehören unter anderem auch digitale Verwaltungsprozesse sowie bessere Öffnungszeiten. Das R stehe für Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit – in der Energieversorgung der kommunalen Liegenschaften sowie beim Hartseeschutz. A stehe für die Attraktivität des Ortskerns, U für unternehmerisches Handeln, was mitunter die Einhaltung von Zeitplänen und Transparenz bei Projekten beinhalte. „Das S steht für soziales Miteinander und die Förderung und Unterstützung von Vereinen“, so der neu gewählte Bürgermeister.
Seine Erfahrung und das damit verbundene Fachwissen als Verwaltungsmitarbeiter – zehn Jahre als Kämmerer der Gemeinde Eggstätt sowie fast weitere vier Jahre in der gleichen Position bei der Gemeinde Aschau im Chiemgau – seien ein großer Vorteil für den neuen Job. „Es hilft, Verwaltungsprozesse aus einer anderen Perspektive zu betrachten“, erläutert Kraus.
Die Enttäuschung ist beim Gespräch mit Hans Plank auch am Morgen nach der Wahl noch spürbar.
Er sagt, er fühle sich wie ein Fußballer, der nach einem verlorenen Spiel befragt wird. Aber er nimmt es sportlich: „Ich weiß, ich habe eine tolle Familie und Freunde und weiß, dass viele Leute hinter mir stehen.“ Die Arbeit im letzten halben Jahr sei sehr intensiv gewesen. Was er gemeinsam mit dem Dritten Bürgermeister Gerhard Eder (ÜWG) und dem Gemeinderat in dieser Zeit geschafft hätte, mache ihn aber sehr stolz. „Es ist so schade, weil ich viele Projekte gerne weiter vorangetrieben und abgeschlossen hätte“, berichtet Plank. Darunter auch die Einarbeitung der zwölf neuen Gemeindemitarbeiter. „Ich kann dem Gemeinderat und meinem Kollegen Gerhard Eder gar nicht genug für ihren Einsatz und die überragende Zusammenarbeit danken“, so Plank. Die Akquise habe sie alle und vor allem ihn viel Aufwand und Zeit gekostet. Zeit, die ihm für einen Wahlkampf gefehlt hat. „Im Endeffekt hatte ich nur zwei Wochen Zeit dafür.“
Frage nach politischer
Zukunft noch offen
Er habe sich „zum Wohle des Dorfs alle Mühe gegeben“, sei „All-in“ gegangen, auch mit privaten Abstrichen. Dass es am Ende nicht reicht, damit hätten er und seine Anhänger nicht gerechnet. Jetzt wolle er nach vorne schauen, sich wieder mehr auf die Familie und seine Ofenbau-Firma konzentrieren. Wie es für ihn politisch weitergeht, lässt Plank offen.
Wann die Vereidigung des neuen Bürgermeisters Christoph Kraus stattfinden soll, sei bislang noch nicht beschlossen worden, teilte Jutta Maria Hauser, Sachbearbeiterin im Vorzimmer des Bürgermeisters, auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mit. Ein möglicher Termin werde in den kommenden Tagen bekannt gegeben.