Leserforum

Düstere Zeiten für den Radverkehr

von Redaktion

Zu den Berichten „Doch kein Fahrradstreifen für Innstraße“ und „Soll Trasse im Nirwana enden?“ (Lokalteil):

Wenn man in unserer Gegend sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein möchte, gibt es eine Menge Hindernisse. Seit Jahrzehnten stellen Staat, Landkreis und Gemeinden das Auto in den Mittelpunkt ihrer Verkehrsplanung. Radverkehr und ÖPNV werden systematisch an den Rand gedrängt. Die Folge: unglaublicher Autoverkehr, wohin man schaut, und – kein Platz für den Radverkehr.

Die aktuellen Entwicklungen bei der Ortsverbindung Großkarolinenfeld – Kolbermoor und der Rosenheimer Innstraße zeigen leider erneut, dass die Verkehrswende in unserer Region noch weitgehend ein Fremdwort ist. Den Volksvertretern fehlt es anscheinend an Mut und Visionen, den Verwaltungen und Ämtern oft an fahrradspezifischer Planungsexpertise, vor allem aber ist die Kommunikation zwischen den Akteuren eine Katastrophe. Lösungen scheitern daran, dass es nicht gelingt, gemeinsame, übergreifende Ziele zu erarbeiten, Planungen verlieren sich im „Klein-klein“. Entscheidungen fallen dann aufgrund überraschender Erkenntnisse, zum Beispiel, dass Radfahrende auf Fahrradstreifen nicht sicher sind oder dass zu viel Autoverkehr herrscht. Wann endlich kommt die landkreisweite Fahrradkonferenz? Stattdessen werden Verkehrsprojekte aus der Steinzeit verfolgt und für die B15-Westtangente eben mal eine Viertelmilliarde in den Seeton gesetzt.

Den Autoverkehr wird das nicht verringern, mehr Straßen bedeuten immer mehr Verkehr. In Stephanskirchen wurde in den 70er-Jahren eine Umgehungsstraße gebaut – durch Schloßberg und über die Innbrücke fließt heute mehr Verkehr als damals. Und so genießen Radpendler und Schulkinder täglich das bekannte Kräfteverhältnis: Wer klimafreundlich, platzsparend und leise mit dem Rad fahren möchte, muss sehen, wo er oder sie bleibt. Daran wollen wir doch nichts ändern!

Frank Wiens

Stephanskirchen

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