Bernhardt erbost über Bahn

von Redaktion

Das Thema Brenner-Nordzulauf überstrahlt Audorfer Bürgerversammlung

Oberaudorf – Das Kloster Reisach, neue Baugebiete und die Energiepolitik. All das kam bei der Oberaudorfer Bürgerversammlung zur Sprache. Doch sämtliche Berichte wurden von einem anderen Thema überschattet: Dem Brenner-Nordzulauf, der wieder einmal für ordentlich Zündstoff sorgte.

„Alles andere verschwindet hinter dem Brenner-Nordzulauf“, sagte Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt, als er vor rund 60 lauschenden Oberaudorfern auf das drohende Horrorszenario einging. Als „teilweise lächerlich“ bezeichnete der Rathauschef die Pläne der Deutschen Bahn. Kein Stück seien die Verantwortlichen bisher der Gemeinde entgegengekommen – im Gegenteil. „Von Treffen zu Treffen wurde es für die Oberaudorfer immer schlimmer.“

Speziell die Landwirte sind von der geplanten Verknüpfungsstelle Niederaudorf extrem betroffen. Denn schon bei der Errichtung des Nordzulaufs zerschneiden die vorgesehenen Bauflächen wertvollen Grund und Boden. Die Folge: „Die harte Arbeit von Generationen wird mit einem Federstrich zerstört“, meint Bernhardt. 

Nur noch wenige Pfeile im Köcher

Er ruft die Bürger dazu auf, gemeinsam gegen die Pläne zu kämpfen und dabei nun strukturiert vorzugehen. „Denn wir haben nur noch wenige Pfeile im Köcher.“ Eine dieser Pfeilspitzen ist die Abwägung im Bundestag, wofür bereits durch den Gemeinderat Kernforderungen beschlossen wurden. Aber auch das von der Verwaltung beauftragte Gutachten für die Verknüpfungsstelle im Wildbarren sei eine weitere Hoffnung. In den kommenden Wochen sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. „Die Tendenz ist dabei durchaus positiv“, betonte der Rathauschef. 

Einen weiteren Schritt in die erhoffte Richtung präsentierte Bernhardt beim Thema Kloster Reisach. Denn die Bayerische Immobilienverwaltung hat nun einen Fragenkatalog über die angedachte Nutzung entworfen, der in der kommenden Gemeinderatssitzung beantwortet werden soll. Anschließend soll die Verwaltung des Freistaats endlich entscheiden, ob das Klostergebäude nun von der Gemeinde genutzt werden kann. 

Die neue Kläranlage, die den Haushalt der Gemeinde in den vergangenen Jahren mit Kosten von insgesamt rund zwölf Millionen Euro ordentlich beschäftigt hat, ist nun quasi fertig. Mittlerweile ist der Großteil bezahlt, die Anlage steht und der Haushalt bleibt im Jahr 2022 relativ konstant. Er liegt aktuell bei circa 19,3 Millionen Euro. 

Die größten Einnahmen kommen dabei laut Statistik aus der Gewerbesteuer, die bei rund 1,8 Millionen Euro liegt. „Damit sind wir aber immer noch weit hinten“, meint Bernhardt. Im Landkreis Rosenheim belegt Oberaudorf Platz 42 von insgesamt 46 Gemeinden. Damit sich das ändert, hat man nicht nur den per Bürgerentscheid abgesegneten Edeka am Gschwendtner Feld in Planung.

Recon kommt
nach Oberaudorf

Auch rund um die Flächen an den Autobahnen tut sich etwas. „Die Firma Recon hat zwei Lagerhallen und ein Verwaltungsgebäude hier bei uns geplant“, verkündete der Bürgermeister. Zwischen Inn und A93 soll die Handwerksfirma Einzug erhalten, die sich auf Modularbeiten spezialisiert. Es sei ein stetig wachsendes Unternehmen mit 140 Arbeitsplätzen. Bernhardt stellte auch eine Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben in Aussicht. Mehr Details wollte er noch nicht verraten. Auch beim Thema Hochwasser und Wärmenetz versprach der Rathauschef weitere Informationen Anfang 2024.      

Einen kurzen Einblick gewährte Bernhardt noch in das Thema Kinderbetreuung. So ist die Sanierung des Kindergartens Niederaudorf für 2,6 Millionen Euro abgeschlossen. Hier gibt es nun Platz für drei Gruppen sowie Kapelle und Trachtenverein. Platz gesucht wird hingegen noch an der Grundschule Oberaudorf, wobei hier das von der Gemeinde erworbene Grundstück des Gasthauses Kaiserblick helfen könnte. Hinter der Gaststätte könnte ein weiteres Gebäude für die Schüler entstehen, ohne dass die Gastronomie verloren geht. „Zumindest hoffen wir das“, meint Bernhardt, der bis zum Jahr 2026 rund 150 Kinder unterbringen muss. 

Gästezahlen
steigen wieder

Tourismus-Chefin Martina Schweinsteiger gab einen Überblick über die diversen Veranstaltungen sowie die aktuellen Gästezahlen. „Es sieht gut aus“, war das Fazit. Seit dem Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie habe man sich wieder erholt, womit nun wieder gut 55000 Gäste und 179000 Übernachtungen in diesem Jahr verzeichnet werden konnten – gute zehn Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Hubert Paul, Leiter der Gemeindewerke Oberaudorf, erklärte, warum die Wasserabgabe künftig etwas teurer wird. Im Zeitraum von 2024 bis 2027 wird, im Hinblick auf die Inflation und die steigenden Energiepreise, die Grundgebühr um 30 Prozent angehoben. Außerdem steigt die Verbrauchsgebühr von bisher 1,21 auf 1,32 Euro pro Kubikmeter. „Das klingt erst einmal viel“, meinte Paul. Bei einem Rechenbeispiel machte er jedoch deutlich, dass sich die Grundgebühr bei einem 75-Quadratmeter-Haushalt „nur“ mit circa 14 Euro im Jahr bemerkbar machen wird. Bei einem Wasserverbrauch von 90 Kubikmetern, was etwa einem Zwei-Personen-Haushalt entspricht, kommen nach der Erhöhung noch einmal rund zehn Euro jährlich dazu. 

Etwas besser sieht es dafür mit den Strompreisen aus. „Die sind immer noch hoch, aber nicht mehr so schlimm wie 2022“, meinte Paul. Statt der 16 Cent pro Kilowattstunde sei man aktuell wieder bei einem Einkaufspreis von rund elf Cent. Zum Vergleich: Vor der Energiekrise war der Preis bei rund fünf Cent pro Kilowattstunde. 

Nur ein Antrag
aus der Bürgerschaft

Zum Abschluss nahm Bernhardt noch den einzigen Antrag eines Bürgers entgegen, der sich auf längere Öffnungszeiten des Wertstoffhofs sowie die „nicht mehr zeitgemäßen“ Ruhezeiten an Werktagen von 12 bis 14 Uhr bezog. „Wir werden uns mit dem Leiter des Wertstoffhofs absprechen und sehen, was sich machen lässt“, meinte Bernhardt. Die Ruhezeiten an Werktagen ließen sich eventuell um eine Stunde kürzen. „Ganz wegfallen“, so der Rathauschef abschließend, „werden sie jedoch nicht.“

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