Aschau – Gesucht und gefunden: Es war zwar keine Partnerbörse, trotzdem es hat am ersten Infoabend zum Projekt „Priental-Wärme“ in Aschau ordentlich „gematcht“. Danach meldeten sich schon etwa 100 Interessenten. „200 Wärmeabnehmer brauchen wir, um anzufangen,“ sagte Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer der Biomassehof Achental GmbH & Co KG, beim Informationsabend in der Festhalle Hohenaschau. Das Projekt „Priental-Wärme“ soll nach und nach zu einem flächendeckenden Wärmenetz – zunächst im Ortsgebiet Niederaschau – entwickelt werden.
Niederaschau soll als erstes ans Wärmenetz
Als Standort ist die grüne Wiese unterhalb des Ortsteils Pölching angedacht. Mit dem Biomassekraftwerk soll ein Wärmebedarf von etwa 4800 Megawattstunden (MWh) pro Jahr gedeckt werden. Mit der Biokessel-Anlage mit einer Leistung von drei Megawatt (MW) sollen über eine Million Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden. Das entspricht 3520 Tonnen CO2. Hinzu kommt, dass man damit zugleich 11180 MWh Primärenergie pro Jahr einspart.
Im ersten Bauabschnitt, so informierte Wimmer, soll Niederaschau bis zur Orthopädischen Kinderklinik versorgt werden. Über die BAFA-Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW, Modul 2) gebe es eine 40-prozentige Förderung. Grundsätzlich umfasse die Förderung alle Maßnahmen von der Installierung der Erzeugungsanlagen über die Wärmeverteilung bis zur Übergabe der Wärme an die versorgten Gebäude, sofern sie einen Beitrag zur Dekarbonisierung und Effizienzsteigerung des Wärmenetzes leisten.
Gesamtinvestition
von 13 Millionen Euro
Die Gesamtinvestitionskosten für den ersten Bauabschnitt in Niederaschau liegen Wimmer zufolge bei rund 13 Millionen Euro. Abzüglich der Förderung wären das für Aschau etwa 5,8 Millionen Euro. Hinzu kämen noch jährliche Betriebskosten in Höhe von 27500 Euro, Personalkosten von 60000 Euro pro Jahr und etwa 12000 Euro an Versicherungskosten.
Weitere Kosten pro MWh wären: der Biomassepreis (30 Euro), der Pelletspreis (35 Euro), der Heizölpreis (120 Euro), der Strompreis (200 Euro) und 100 Euro pro Tonne für die Ascheentsorgung.
Für eine Förderung, so erläuterte Wimmer, gebe es Anforderungen wie beispielsweise eine Trassenlänge vom maximal 20 Kilometern. „Wir kommen auf sieben Kilometer und verlegen auch Leerrohre zur späteren Glasfaserkabelnutzung.“ Auch eine Beteiligung von mindestens 101 Wohneinheiten sei eine Voraussetzung, aber „unser Anspruch sind 200“. Zudem werde eine Machbarkeitsstudie gefordert: „Alles erfüllt“, sagte Wimmer.
Die Machbarkeitsstudie hatte schon Bürgermeister Simon Frank zur Begrüßung erwähnt. 2012 habe Aschau mit einem Energienutzungsplan angefangen, inzwischen gebe es ein Nahwärmenetz in Hohenaschau. 2022 habe der Gemeinderat beschlossen, Rahmenbedingungen zur Realisierung eines weiteren Nahwärmenetzes zu prüfen.
Auch Privatpersonen werden gefördert
Geschäftsführer Wolfgang Wimmer erklärte weiter, dass Privatpersonen mit einer Förderung von bis zu 70 Prozent rechnen könnten. Wärmepreis und Anschlusskosten (netto) liegen nach seinen Informationen bei einem Verbrauch von bis zu 100000 kWh bei 13,4 Cent pro kWh. Der Kunde müsse mit Baukosten in Höhe von etwa 18000 Euro bis 30 kW rechnen und mit einem Messpreis von zehn Euro pro Monat.
Der Aufbau eines solchen Wärmenetzes bedeute einen langfristigen Mehrwert und ermögliche Technologieoffenheit, betonte Wimmer. Für die Region böten sich damit viele Vorteile. Beispielsweise würden viele Einzelfeuerungen mit oft schlechtem Wirkungsgrad wegfallen. Man sei unabhängig vom Import fossiler Energie aus dem Ausland. Man stärke die regionale Wertschöpfung, sichere regionale Arbeitsplätze und leiste durch Nutzung von Biomasse einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz.
Alles Punkte, die auch im Leitbild „Aschau 2035 – ein modernes Dorf“ verankert sind. Dort heißt es: „Wir setzen auf eine regionale und regenerative Energieversorgung und versuchen gleichzeitig, unseren Verbrauch zu senken.“ Auch für den Kunden ergeben sich viele Vorteile: Mit der neuen Anlage sei man sicher und agiere sauber, betonte Wimmer. Und „die Übergabestation ist nicht viel größer als ein Sicherungskasten.“
Eine der ersten Bürgerfragen betraf den weiteren Fahrplan. Man strebe an, in diesem Jahr alle erforderlichen Genehmigungen einzuholen und möglichst viele Wärmeabnehmer zu erreichen. Im Frühsommer 2026 könnten dann der Aufbau von Energiezentrale und Netz beginnen. Die bisher abgesteckten Linien für das Einzugsgebiet seien durchaus aufweichbar, erklärte Wimmer. Dennoch beschränke man sich im ersten Bauabschnitt auf Niederaschau. Die Anregung, im Zuge der Baumaßnahmen auch die Wasserleitungen zu prüfen, befand Frank als gute Idee, verwies aber auch auf die immensen Kostenexplosionen beim Straßenbau. Man werde die Hausanschlüsse individuell anschauen und sich mit dem Gebäudeeigentümer absprechen.
Bürger haben
großes Interesse
Was mit den alten Geräten passiere, war eine Frage. Der Kessel könne weggeschaltet und an die Fernwärme angedockt werden, erklärte Wimmer. Er empfahl aber, diese Option oder eben auch eine Modernisierung durch einen Heizungsbauer prüfen zu lassen. Auf die Frage, ob man nur mit Biomasse das Heizkraftwerk betreiben wolle, erklärte Wimmer, dass man eine gemischte Anlage schon durchgerechnet habe. Aber derzeit sei die wirtschaftlichste Variante die mit Biomasse. „Wenn weitere Energieträger mehr Sinn machen, werden wir uns dem sicher nicht verschließen.“
Gemeinde und Biomassehof
Was die geplante Trägergesellschaft aus Gemeinde und Biomassehof betrifft, „so werden wir genau auf die Finanzen schauen“, versprach Simon Frank. Sowohl der Aschauer Bürgermeister als auch der Geschäftsführer des Biomassehofs Achental betonten, dass dies ein Projekt für die regionale Wertschöpfung und als Angebot an die Bürger zu verstehen sei. Und das kam gut an, denn die Infostände waren stark umlagert. Und schon am ersten Abend meldeten etwa 100 Aschauer ihr Interesse an.