Rohrdorf – Der Verkehr auf der A8 läuft an diesem Dienstagabend in beiden Richtungen störungsfrei – zumindest soweit man das von den Feldern aus überblicken kann, die bei Rohrdorf an die Autobahn grenzen. Trotzdem brennen hier, auf der Höhe des alten Rohrdorfer Sportplatzes, Mahnfeuer. Sie sollen darauf aufmerksam machen, dass nicht nur Rohrdorf, sondern auch Achenmühle und Frasdorf im Ausweichverkehr ersticken, wenn die Autobahn dicht ist.
Macht das Sinn, jetzt, da die Brückenbaustelle bei Rohrdorf doch beendet wurde, ist man versucht zu fragen. Für Johann Reck, Gemeinderat, Bauernobmann und Organisator des Rohrdorfer Protestes, ist die Antwort eindeutig, denn er findet den Zeitpunkt optimal. Das Stauchaos, das die Brückenbaustelle auf der A8 weiträumig erzeugt habe, sei noch in aller Erinnerung, sicher auch beim Landratsamt noch präsent. Eine Zusammenkunft der betroffenen Bürgermeister mit dem Landrat habe das unlängst ja auch deutlich gemacht. Auf der anderen Seite sei der Versuch, hier eine Lösung zu finden, mit der man gegensteuern könnte, nichts, was von sofort auf gleich umgesetzt werden könnte. Denn etwa nach österreichischem Vorbild ein Abfahrverbot für alle Fahrzeuge bei Staulagen auf der Autobahn zu verordnen, das gäbe die Gesetzeslage in Deutschland derzeit nicht her. „Deshalb muss man in der Politik jetzt mit entsprechenden Überlegungen anfangen, denn die nächsten Brückenbaustellen entlang der A8 sind ja schon eingeplant. Und das ist noch gar nichts gegenüber dem Verkehrschaos, das uns erwarten wird, wenn es dann zum Ausbau der Autobahn kommt“, ist Johann Reck überzeugt.
Mit ihm einer Meinung sind etwa 50 Bürger aus ganz Rohrdorf, die sich zur Mahnfeueraktion eingefunden haben. Denn so gut wie jeder von ihnen kann Schauergeschichten aus den Stauphasen während der Brückenbaustelle erzählen: von Autokolonnen, die eine Straßenüberquerung beinah unmöglich machen, von Beschimpfungen gegenüber Anliegern, die ihre Fahrzeuge erlaubterweise auf den Dorfstraßen parken, bis hin zu Einzelfällen, bei denen sich notdurftgeplagte Autofahrer in angrenzenden Gärten erleichtern, weil man auf den „Ausweich-Schleichstrecken“ binnen Kurzem genauso im Stau steckt wie auf der Autobahn selbst.
Für Maria Haimmerer, Rohrdorfs Zweite Bürgermeisterin und selbst geplagte Stauanliegerin, zieht das Problem sogar größere Kreise, über die unmittelbaren Anliegergemeinden hinaus: Bei der vergangenen Brückenbaustelle hätten Autofahrer zum Teil sogar große Umwege in Kauf genommen, um den kilometerlangen Staus zu entgehen. Selbst auf der Strecke von Nußdorf über den Samerberg Richtung Achenmühle seien Lkw anzutreffen gewesen, darunter auch Gefahrguttransporte, sagt sie.
Ob die Teilnehmer hoffen, dass sie durch ihre Mahnfeuer tatsächlich die Lösungssuche vorantreiben können? „Wir müssen es einfach probieren, denn eines ist klar: Man muss anfangen und versuchen, ein erstes Signal zu setzen. Nur wenn man das nicht tut, ist sicher, dass sich nichts bewegen wird“, meint dazu Johann Reck.
Von daher ist für ihn auch klar, warum die Mahnfeueraktion in Rohrdorf wie in Frasdorf eine Idee war, die aus der Bauernschaft kam, „weil wir in unseren Dörfern verwurzelt sind, dort auch ein Netzwerk haben, mit dem sich solche Aktionen auch sehr kurzfristig organisieren lassen“. Johannes Thomae