Rosenheim/Söchtenau – 17 Jahre lang hat Ramazan Arslan seinen Strom von Eon bezogen. Doch dann erhielt der 65-jährige eine Rechnung für seinen monatlichen Abschlag, die alles veränderte: Der Strompreis für sein „Gasthaus zur Post“ in Söchtenau liegt ab Januar 2026 bei 2720 Euro – und damit 1500 Euro mehr, als er bisher zahlte. „Es kann doch nicht wahr sein, dass der Strompreis auf einen Schlag um mehr als das Doppelte steigt“, schildert der Gastwirt seine Reaktion.
Der enorme Preisanstieg hat bei Arslan und seiner Familie große Empörung ausgelöst. Noch immer sei er über die Rechnung verärgert: „Das ist eine Frechheit“, sagt er. Die Höhe des Abschlags könne er sich überhaupt nicht erklären, da er in seiner Gaststätte dieselben Geräte benutze und der Stromverbrauch immer konstant gleich geblieben sei. „Mein Verbrauch liegt nach wie vor bei etwa 1000 Kilowattstunden. Es kann also nicht daran liegen.“ In dem Schreiben des Energiekonzerns heißt es, der Abschlag ergebe sich aus Arslans bisherigem Stromverbrauch und sei entsprechend ermittelt worden.
Noch vor zwei Jahren zahlte Arslan einen monatlichen Abschlag in Höhe von rund 700 Euro und habe auch nach weiteren Erhöhungen immer Verständnis gezeigt. Durch die aktuelle Zahlungsforderung würde sich der Preis innerhalb weniger Jahre aber beinahe vervierfachen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe er gleich mehrmals den Eon-Kundenservice telefonisch kontaktiert – was sich jedoch zu einer echten Hängepartie entwickelte: Seinen Angaben zufolge sei er wiederholt in Warteschlangen geraten, teils mehrere Minuten lang.
Nach einer Vielzahl von Telefonaten war er genauso ratlos wie zuvor, da die Mitarbeiter ihm aufgrund fehlender Befugnisse keine genauere Auskunft erteilen konnten. Als möglichen Grund für die Höhe des neuen Abschlags sei lediglich auf eine Preisanpassung verwiesen worden.
Nachdem all seine Bemühungen erfolglos geblieben sind, hatte Arslan schließlich genug: Das Vertragsverhältnis mit Eon hat er zum Jahresende aufgelöst und wird im Januar den Stromanbieter wechseln. Die Entscheidung habe er mit Blick auf seine berufliche Existenz getroffen, die sonst auf dem Spiel gestanden hätte. „So viel kann ich mir nicht leisten, sonst kann ich das Restaurant dicht machen“, begründet er den Beschluss.
Auf OVB-Nachfrage äußert sich der Energiekonzern zum Sachverhalt – und gibt dem Fall eine weitere Wendung. So seien die Unregelmäßigkeiten auf eine Verschiebung des Abrechnungszeitpunkts zurückzuführen, die infolge des Wechsels von einem Stromzähler im Januar 2024 aufgetreten ist. „Aufgrund eines manuellen Bearbeitungsfehlers wurde die Verschiebung des Abrechnungszeitraums leider nicht für Herrn Arslans Abschlagsplan berücksichtigt, sodass im Jahr 2025 nicht alle Monatsabschläge eingezogen wurden. Entsprechend sind die ausstehenden Zahlungen gestiegen, da diese auch noch die offenen Beträge enthalten“, sagt ein Eon-Sprecher.
Abzüge werden
nur nachgeholt
Laut dem Sprecher seien Arslans Energiepreise unverändert. Für die Preiserhöhung gebe es einen bestimmten Grund: „Aufgrund der erläuterten Verschiebungen beim Abschlagsplan handelt es sich lediglich um eine andere Verteilung der entstandenen Kostensumme auf den verbleibenden Vertragszeitraum von vier Monaten. Entsprechend fallen diese Abschläge in der Summe höher aus als gewohnt.“
Für die Verärgerung von Arslan über die entstandenen Komplikationen habe das Unternehmen Verständnis – und strebt einen versöhnlichen Abschluss mit ihm an: „Für den Bearbeitungsfehler und die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten bitten wir Herrn Arslan aufrichtig um Entschuldigung.“ Man wolle sich mit einer kleinen Wiedergutmachung und Informationen zum weiteren Vorgehen persönlich bei Ramazan Arslan melden, teilt der Sprecher mit.