„Ihr seids Spitze.“ Mit diesen Worten hatte die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl den Ansbacher Jusos gratuliert. Die hatten an einem „super Infostand“ (Originalton Noichl) die Konterfeis von Annegret Kramp-Karrenbauer und Manfred Weber in eine Reihe mit Hitler und Mussolini gestellt. Die Wähler zwischen Soyen und Kiefersfelden fanden die Aktion offenbar weder „super“ noch „Spitze“. Sie verpassten der SPD einen Denkzettel, der deutlicher kaum hätte ausfallen können: Die Partei holte noch nicht mal mehr die Hälfte des ohnehin schon erbärmlichen Wahlergebnisses von 2014.
Ganz anders die Grünen: Sie überzeugten in einer für sie nicht gerade maßgeschneiderten Region fast 20 Prozent der Wähler. Und das trotz ihrer Bundespolitiker um Anton Hofreiter, die sich als glühende Fans der Brenner-Zulaufstrecke präsentierten, während die Parteifreunde vor Ort die Planungen vehement bekämpfen. Offenbar sind die Grünen im Raum Rosenheim heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen, während die SPD die Rolle des Zaungasts übernommen hat.
Ordentliche Verluste mussten auch Linke und AfD in der Region schlucken. Über die Gründe kann man nur mutmaßen. Bei den Linken mag es am Schmusekurs mit Antifa-nahen Kräften liegen, der ja auch der SPD Rosenheim immer wieder vorgeworfen wird. Und die AfD? Die hat es spätestens seit ihrem Einzug in den Landtag geschafft, für bürgerliche Kreise unwählbar zu werden – unter tatkräftiger Mithilfe der Rosenheimer Abgeordneten.
Schwer einzuschätzen bleibt das Ergebnis der CSU. Zwar sind die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten, es hätte schlimmer kommen können. Aber noch 2004 holte die Partei in der Stadt mehr als die Hälfte der Stimmen, im Landkreis sogar 62 Prozent. Das gestrige Ergebnis zeigt: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Auch die SPD hätte es in Zeiten von Bamberg und Schlosser nicht für möglich gehalten, eines Tages unter „Ferner liefen“ zu landen.