„Ohne gesellschaftliche Akzeptanz hat Landwirtschaft keine Zukunft“

von Redaktion

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber: Artenschutz-Paket fordert alle Bürger, nicht nur die Landwirtschaft

Rosenheim – Rund viereinhalb Stunden hat Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber am Freitagabend vor und mit Landwirten und Vertretern von Verbänden gesprochen. Die Rosenheimer Inntalhalle war zur Regionalkonferenz der Ministerin voll besetzt. Ziel war es, mit Landwirten nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ins Gespräch zu kommen. Viele Bauern äußerten ihren Unmut.

Zuerst ging Kaniber auf das Artenschutz-Paket ein. Sie nehme das Anliegen mit knapp 1,8 Millionen Unterschriften sehr ernst, betonte aber: „Wir haben im Begleitgesetz viele Punkte mit hineingenommen, die die gesamte Gesellschaft betreffen.“ Als Beispiel nannte sie die Forderungen nach weniger Herbizid- und Pestizideinsatz in Privatgärten.

Das Begleitgesetz werde praktikabel gestaltet. Das Walzverbot auf Grünland ab dem 15. März beispielsweise solle saisonal bedingte Ausnahmeregelungen zulassen. Für sie gelte: Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht; Anreize sollten geschaffen werden. Seien es grüne Oasen im Offenland, der Ausbau des Ökolandbaus, mehr regionale und heimische Bio-Lebensmittel in staatlichen Kantinen und Mensen: Es gebe genügend Ansatzpunkte, um das Artenschutz-Paket sinnvoll zu gestalten. Aber: „Ohne gesellschaftliche Akzeptanz hat die Landwirtschaft keine Zukunft.“

Nach langem Applaus übernahm Wolfgang Hampel, Behörden- und Bereichsleiter des Amts für Landwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft Rosenheim, die Moderation. Auf Nachfragen von Katharina Kern, Kreisbäuerin aus Rosenheim, erklärte Kaniber, dass es wichtig sei, den Absatzmarkt für Ökoprodukte zu stärken. Es könne nicht sein, dass „84 Prozent der Leute Bioprodukte super finden, aber nur sieben bis acht Prozent diese kaufen.“

Der Kritik eines Landwirts am zukünftigen Umgang mit Streuobst und der zukünftigen Biotopausweisung entgegnete Jakob Opperer, Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft, dass Streuobstwiesen von allen, sowohl Einheimischen als auch Touristen, als einmalig und besonders beschrieben werden. „Wir Bauern arbeiten viel am Erhalt unseres Kulturgutes.“

Auch wenn mancher Einwurf für Gelächter sorgte, so waren doch die Sorge und der Unmut gegenüber dem Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ herauszuhören. Da werde, so ein Einwand, der Bauer wegen einer einzigen Mahd kritisiert, aber viele Privatbürger hätten im gleichen Zeitraum schon zehnmal ihren Rasen gemäht oder hätten Kies- statt blühender Gärten.

Ludwig Maier, ÖDP-Politiker und einer der Initiatoren des Volksbegehrens, der auch bei der Veranstaltung dabei war, verteidigte hingegen das Volksbegehren. Während Landwirtschaftsministerin Kaniber seinen Mut zu kommen lobte, kamen kritischere Töne aus dem Publikum.

Vielen Landwirten war auch die Sorge anzuhören, ob sich weitere Investitionen oder gar ein Weitermachen und eine Hofübergabe lohnten. Bernhard Astl, Jungbauer aus Flintsbach, forderte Michaela Kaniber auf: „Schaffen Sie bitte Perspektiven.“ Er sei nicht Bauer wegen des Geldes, sondern „weil ich es gern mache“.

Artikel 5 von 11