Machtdemonstration der Muskelpakete

von Redaktion

Truppe des neuen Charters „Hells Angels Rosenheim“ präsentiert sich in Schönau

Tuntenhausen – Muskelbepackte Arme, Tattoos, grimmiger Blick – geradezu martialisch präsentieren sich die rund zwei Dutzend Rocker des neu gegründeten Charters „Hells Angels Rosenheim“ in einem Gruppenvideo, das aktuell im Netz kursiert.

Entstanden ist die Sequenz offenbar am Tag der Einweihung des neuen Vereinsheims in Schönau (Gemeinde Tuntenhausen). Gut zwei Dutzend augenscheinlich vor Kraft strotzende Rocker posieren darin zum Erinnerungs-Clip vor der ehemaligen Dorfmetzgerei. Noch im Hintergrund zu sehen: der Schriftzug des Tattoo-Studios „Route 81 Ink“, der inzwischen weiß übertüncht wurde.

Dass dieser Hinweis auf die Hells Angels mit deren Code „81“ wieder von der Bildfläche verschwunden ist, hat der Ort Bürgermeister Georg Weigl zu verdanken. Dieser hatte bei einer Besprechung am Rathaustisch den Rocker-Bossen das Zugeständnis abgerungen. Seither sind die Hells Angels nicht mehr ganz so offensichtlich in dem beschaulichen Dorf präsent. Doch ihr Vereinssitz bleibt dort vorerst bestehen. Wobei nach den Worten des Bürgermeisters der Vermieter, der gleichzeitig Kommandant der örtlichen Feuerwehr ist, inzwischen durchaus um die Auflösung des Mietverhältnisses bemüht ist.

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass die Hells Angels ausgerechnet im 600-Seelen-Ort Schönau gelandet sind? Den Weg dazu hatte offensichtlich der dort seit geraumer Zeit angesiedelte Motorradclub geebnet: die „Red Devils“ – laut Polizei und Verfassungsschutz ein Supporterclub der Hells Angels und damit der „Türöffner“. Die Rocker aus dem Raum Rosenheim wiederum waren seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem Vereinssitz. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern erklärte, seien entsprechende Versuche, am Salzstadl in Rosenheim einen „Sitz“ zu etablieren, vor Jahren gescheitert. Nun offenbar der neue Anlauf in Schönau. Wobei die Einweihung des Treffs geradezu zum „Schaulaufen“ von Hells-Angels-Größen avancierte – mit immerhin gut 160 Rockern. Darunter laut Polizei eine ganze Reihe mit kriminellem Hintergrund.

Die Anfänge der Hells Angels gehen auf die Gründung des gleichnamigen Motorradclubs 1948 in den USA zurück. Inzwischen sind die Rocker in 32 Ländern mit Orts- und Landesgruppen, den „Chartern“ (bei den Hells Angels: Charter; andere Rockergruppen wie Bandidos: Chapter), vertreten. Die Hierarchie ist streng. Und bis zum „President“ ist es ein langer Weg: Bevor man überhaupt Mitglied („Member“) wird, muss man sich als Anwärter („Prospect“) und davor wiederum als „Anwärter auf den Anwärter“ („Hangaround“)bewähren – und entsprechend „Mädchen-für-alles“-Dienste verrichten. Ein steiniger Weg, bevor überhaupt die eigentliche „Karriere“ beginnen kann.

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