Rettungseinsatz am Chiemsee

Hygieneartikel ausverkauft

von Redaktion

Corona-Virus: Sorgen der Bürger zeigen sich in Apotheken und Arztpraxen

Rosenheim – Die Menschen der Region werden offensichtlich unruhig. Das Corona-Virus breitet sich weiter aus, hat Urlaubregionen erreicht und die Nachrichten von weiteren Todesfällen, auch in Europa, verunsichern viele. In der Region spüren das vor allem Apotheker, Ärzte und Krankenhäuser.

Während die Zahl der Erkrankungen steigt und klar ist, dass das Virus längst nicht mehr auf China allein beschränkt ist, besorgen sich die Menschen in der Region vor allem Informationen über mögliche Ansteckungswege und sinnvolle Vorsorge. Aber nicht nur das.

Nachbestellungen nicht möglich

„Wir haben nichts mehr,“ sagt Julia Vordermaier, pharmazeutisch-technische Assistentin in der Heilig-Geist-Apotheke in Rosenheim. Atemschutzmasken sind ausverkauft. Desinfektionsmittel ist ebenfalls nicht mehr vorrätig. Auch eine Nachbestellung ist zur Zeit nicht möglich.

Ähnlich sieht es aus in der Linden-Apotheke in Bad Aibling. Elke Wanie ist Apothekerin und zudem im Vorstand der Apothekerkammer Bayern. Auch in ihrer Apotheke gibt es keinen Mundschutz mehr. „Normalerweise ist der Rosenmontag ein eher ruhiger Tag bei uns. In diesem Jahr war extrem viel los, das war schon auffällig.“ In beiden Fällen hat offensichtlich die Nachricht, dass das Covid-19-Virus italienische Regionen wie die Lombardei erreicht hat, für eine erhöhte Nachfrage an Mundschutz gesorgt.

Einzelne Kunden hat Elke Wanie sogar in den Baumarkt geschickt. Dort gebe es immerhin Atemschutzmasken, die zwar keinen vergleichbaren, aber wenigstens etwas Schutz böten. Sie sagt aber auch: „Der konventionelle, einfache Mundschutz hilft eigentlich nur, um selbst keinen anderen anzustecken.“ Für eine Situation wie in den norditalienischen Gemeinden reicht der nicht aus. Wäre Bad Aibling ähnlich abgeriegelt, benötige man spezielle, medizinisch funktionelle Atemschutzmasken, sagt Wanie.

Selbst in Drogeriemärkten ist spürbar, dass die Angst vor Ansteckung in der Region zunimmt. Kerstin Erbe, Geschäftsführerin für das bundesweite Produktmanagement der Drogeriemarktkette „dm“ stellt fest: „Wir beobachten, dass die Nachfrage stark steigt.“ Vor allem der Vorrat an Mundschutz und Desinfektionsmittel geht zur Neige. Man arbeite daran, die Versorgung in den Märkten sicherzustellen.

Angesichts neuer Corona-Infektionen in Südtirol, Österreich und Baden-Württemberg verweist das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim lediglich auf eine Pressemitteilung von Ende Januar. Darin teilt das Amt mit, in gutem Kontakt mit den Ärzten und Kliniken zu stehen. Alle notwendigen Vorbereitungen seien getroffen. Stadt und Landkreis seien „gut gerüstet“.

Aktuell verfügten die Romed-Kliniken über genügend Isolierzimmer. Im Falle einer Pandemie könne sich dies aber ändern. sagt Lauretta Kölbl-Klein, Sprecherin der Romed-Kliniken.

Auch in den Hausarztpraxen wird Corona zunehmend ein Thema. Schleching liegt direkt an der Tiroler Grenze. Dort hat Hausarzt Dr. Andreas Nohl seine Praxis. Er bekommt zunehmend Fragen zum Corona-Virus von seinen Patienten. „Viele Menschen haben Rückfragen, wie sie sich infizieren und schützen können“, sagt Nohl. Grundsätzlich gilt: Das richtige Waschen der Hände ist Mittel der Wahl.

Dr. Fritz Ihler, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands und selbst Allgemeinmediziner in Rosenheim und Schechen, sieht die Region für den Ernstfall gut gerüstet. Aber, so sagt Ihler, auch er und seine Kollegen im Ärztlichen Kreisverband beschäftigen sich derzeit hauptsächlich mit grippalen Infekten oder dem Grippevirus. Wie das Gesundheitsamt meldet, gibt es seit 1. Januar dieses Jahres 571 gemeldete Fälle im Landkreis Rosenheim, davon allein 125 in der vergangenen Woche. Da die Übertragungswege ähnlich seien, ist es auch hier wichtig, auf die Hygiene zu achten. Auch ohne Mundschutz und Desinfektionsmittel.

Grippesymptomatik in Reisegruppe – Kein Corona-Verdachtsfall

Mit Verdacht auf Grippe sind am gestrigen Nachmittag drei Personen ins Kreiskrankenhaus Prien gebracht worden. Das teilte das Rosenheimer Landratsamt mit. Weitere 15 wurden wegen leichter Grippesymptomatik zur Beobachtung ebenfalls in Krankenhäuser in der Region gebracht. Die 18 Personen sind Teil einer 32-köpfigen Reisegruppe aus Spanien, darunter 28 Schüler im Alter von 17 und 18 Jahren, die Schloss Herrenchiemsee besuchten. Einen begründeten Corona-Virus-Verdachtsfall gibt es nach Angaben der Behörde aber nicht.

Nachdem während der Schlossführung rund ein Dutzend über Grippe-Symptome klagten, kümmerten sich Ärzte und Rettungsdienst um die Gäste aus Spanien. Auch der Leiter des staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, Dr. Wolfgang Hierl, und Vertreter des Katastrophenschutzes des Landkreis Rosenheim waren nach Prien gefahren.

Da sich die Spanier weder in einem Risikogebiet aufhielten noch Kontakt mit einem bestätigtem Corona-Virus-Fall hatten, liegt nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts kein Corona-Virus-Verdachtsfall vor. Stattdessen wird bei den Spaniern von einem Infektionsgeschehen mit Grippesymptomatik ausgegangen.

Im Landkreis Rosenheim wurden seit Beginn des Jahres mehr als 570 Grippefälle registriert.

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