Region vor der vierten Welle?

von Redaktion

Corona-Lage Besorgnis über steigende Fallzahlen in Stadt und Landkreis

Rosenheim – Steht die Region am Beginn einer vierten Welle? Seit dieser Woche steigen die Corona-Fallzahlen in Stadt und Landkreis erstmals seit Wochen wieder leicht an, die Neumeldungen nehmen deutlich zu. Insgesamt 18 Städte und Gemeinden in der Region waren diese Woche von Neuinfektionen betroffen (gesamt +29/Vorwoche +20). Zwei Drittel der Fälle ließen sich auf Urlaubsrückkehrer zurückverfolgen.

Alarmiert zeigt man sich im Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim angesichts der steigenden Zahlen: „Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich seit dem niedrigsten Wert am 6. Juli mehr als verdoppelt. Wir deuten das als erstes Anzeichen einer Trendwende und beobachten das Infektionsgeschehen daher sehr genau“, erklärt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes.

Rosenheim mit
fünf Neuinfektionen

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag mit Stand 23. Juli (0 Uhr) für die Stadt Rosenheim bei 9,44 (15. Juli: 7,87), für den Landkreis bei 8,8 (15. Juli: 5,74). Bei den Neuinfektionen liegt diese Woche die Stadt Rosenheim mit +5 an der Spitze, gefolgt von Kolbermoor (+3), Bad Aibling, Großkarolinenfeld, Bad Feilnbach, Feldkirchen-Westerham, Tuntenhausen, Prien und Wasserburg mit je zwei neuen Fällen.

Sorge bereitet Amtsleiter Hierl insbesondere die hohe Verbreitungsdynamik der Delta-Variante. „Wir haben es mit einem höchst dynamischen Infektionsgeschehen zu tun. In vielen Nachbarländern steigen die Infektionszahlen schon wieder deutlich.“ Im Wochenverlauf waren dem Gesundheitsamt ein Fall der Gamma- und vier Fälle der Delta-Variante gemeldet worden. Zudem hätten Labors 16 Verdachtsfälle auf eine Delta-Variante vermeldet.

Warnung aus dem
Gesundheitsamt

Bei „aller Freude über die zu Recht wiedererlangten Freiheiten“ appelliert der Behördenleiter deshalb weiter an die Vernunft aller: „Wir dürfen nicht riskieren, dass durch Unachtsamkeit, Leichtsinn oder das bewusste Ignorieren der Regeln und Vorschriften die Infektionszahlen aufgrund des zunehmenden Anteils der Delta-Variante in unserer Region wieder ansteigen und so schweren Erkrankungen den Weg bereiten.“

Zu Achtsamkeit rät Hierl zudem in den Urlaubsregionen. Nicht unbedingt erforderliche Reisen in Hochinzidenz- oder Variantengebiete sollten unterbleiben. Denn: Jetzt werde die „Saat für einen späteren Wiederanstieg des Infektionsgeschehens“ im Herbst, vielleicht aber auch schon im Sommer, gelegt, mahnt der Gesundheitsamts-Chef.

Infektionsübertragungen ereignen sich laut der Behörde weiterhin überwiegend im privaten Umfeld, das 45 Prozent, und der Freizeit, die 24 Prozent, der bekannten Infektionsursachen ausmacht. Aus den Bereichen Schulen und Kitas, Arbeitsplatz und medizinische Einrichtungen wurden in dieser Woche keine neuen Infektionsübertragungen gemeldet. Die Fälle wurden überwiegend entdeckt aufgrund des Auftretens von Symptomen (circa 35 Prozent), bei Reihentestungen (sieben Prozent) und Testungen im Zuge der Kontaktpersonennachverfolgung (31 Prozent). Eine große Rolle spielen inzwischen die Reiserückkehrer: 19 der insgesamt 29 Neuinfektionen im Verlauf dieser Woche und damit rund zwei Drittel lassen sich laut Gesundheitsamt auf Urlauber zurückverfolgen. Seit 1. Juli registrierte die Behörde bereits 25 Infektionen, die offenbar aus dem Ausland importiert worden waren. Reiseländer waren: Russland (24 Prozent), Österreich und Italien (je 16 Prozent), Spanien (zwölf Prozent) sowie die Länder Ungarn, Kolumbien, Australien, Bosnien und Herzegowina, Kanada, Niederlande, Kroatien und Vereinigte Arabische Emirate (je vier Prozent).

Magere
Impfquote

In Sachen Impfquote wird die Region Rosenheim zunehmend abgehängt: Bei den Erstimpfungen liegen Stadt und Landkreis mit 50,38 Prozent weit hinter dem bayernweiten (58,4) und bundesweiten Schnitt (60,6 Prozent) zurück. Ähnliches Bild bei den Zweitimpfungen: Die Impfquote in der Region ist aktuell bei 40,48 Prozent, bayernweiter Schnitt ist 46,1 Prozent, bundesweit haben bereits 48,5 Prozent der Bürger den vollen Impfschutz (Stand 22. Juli).

Sorge bereitet die zunehmende Impfmüdigkeit in der Region nicht nur Gesundheitsamtsleiter Hierl, sondern auch Rosenheims Impfkoordinator Hans Meyrl: „Die europaweit ansteigenden Fallzahlen machen die Notwendigkeit einer Corona-Schutzimpfung noch einmal deutlich.“ Die Lage in den Kliniken: Insgesamt 32 Covid-19-Patienten (Vorwoche: 29) werden aktuell in Stadt und Landkreis stationär behandelt. Hiervon befinden sich vier Patienten (Vorwoche: vier) auf einer Intensivstation.

Sonderimpftag mit Johnson & Johnson

Am Sonntag, 1. August, findet im gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim eine Sonderimpfaktion mit dem Covid-19-Impfstoff von Johnson & Johnson statt. Geimpft wird an diesem Tag ohne vorherige Registrierung und Terminvereinbarung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt den Impfstoff von Johnson & Johnson für Personen ab einem Alter von 60 Jahren. Für einen ausreichenden Impfschutz ist eine einmalige Dosis ausreichend. Eine vollständige Immunisierung besteht 14 Tage nach der Impfung. Das Impfzentrum ist am Sonntag, 1. August, von 8 bis 17 Uhr geöffnet; möglicherweise ist mit Wartezeiten zu rechnen.

Mangels Nachfrage bleibt das Impfzentrum in der kommenden Woche am Montag, 26. Juli, Mittwoch, 28. Juli, Freitag, 30. Juli, und Samstag, 31. Juli, geschlossen. Alle Impftermine für kommende Woche finden wie vereinbart statt. Dienstag, Donnerstag und Sonntag gelten die Öffnungszeiten von 8 bis 17 Uhr – auch für Spontanentschlossene ohne Termin. Geimpft werden können alle Personen ab 18 Jahren sowie Jugendliche ab zwölf Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Nach ärztlicher Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen dürfen die Impfwilligen zwischen den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Johnson & Johnson wählen. Für Minderjährige ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer vorgesehen. Ab dem 2. August bessert sich die Lage. Dann ist das Impfzentrum wieder durchgehend in Betrieb.

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