Tirol setzt noch einen drauf

von Redaktion

Blockabfertigung Nächste Woche vier Termine

Rosenheim – Staus, Ärger, ein schwerer Unfall: Das war die Bilanz der gestrigen Blockabfertigung mit 150000 Euro Schaden. Und nächste Woche kommt’s noch dicker: „Dringende Sanierungsmaßnahmen“ an der Luegbrücke der Brenner-Autobahn machten vier weitere „Dosierungstage“ notwendig. Das kündigt der österreichische Autobahnbetreiber Asfinag an. Die Arbeiten dauern demnach von Sonntagabend bis Freitagmorgen. Blockabfertigung wird es am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 10. bis 13. Oktober, geben.

Abfahrverbot
scheint zu wirken

Ein Trost für die Menschen in den Inntal-Gemeinden: Bayerns Abfahrverbot für den Transit-Güterverkehr scheint zu wirken. Die Polizei hinderte auch am Dienstag wieder Lastwagen daran, von der Autobahn abzufahren. Damit blieben die Gemeinden vom Ausweichverkehr weitgehend verschont. „Ich hab vom Rathaus aus nichts mitbekommen“, sagte ein erleichterter Raublinger Bürgermeister Olaf Kalsperger den OVB-Heimatzeitungen. „Es scheint also zu funktionieren.“

Die Tiroler hatten um 5 Uhr begonnen, Lastwagen nur noch in Blöcken von 100 Fahrzeugen pro Stunde über die Grenze zu lassen. Bis zum Ende der Maßnahmen um 10 Uhr wurde die Zahl bis auf 300 Lkw gesteigert. Der Lkw-Rückstau erreichte gegen 7.20 Uhr seine Höchstlänge von zwölf Kilometern.

Gegen 9 Uhr prallte jedoch ein 22-jähriger Österreicher mit seinem Porsche aufs Stau-Ende. Zuerst rammte er den Anhänger eines slowakischen Lkws, danach noch einen polnischen und einen deutschen Lkw. Der Fahrer des Porsches wurde leicht verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Fahrer der Lkws blieben unverletzt. Gesamtschaden: mindestens 150000 Euro.

Folge: ein weiterer Stau, diesmal 15 Kilometer lang. Aus dem Tank des polnischen Lkw war viel Diesel auf die Fahrbahn und auch in das Erdreich daneben geflossen. Bis zum Ende der Bergungs- und Reinigungsarbeiten sperrte die Polizei die Fahrbahn Richtung Kufstein bis 11.40 Uhr komplett. Da das mit Diesel verschmutzte Erdreich ausgebaggert werden musste, blieb ein Fahrstreifen bis gegen 15 Uhr gesperrt. Der Verkehr staute sich über eine Länge von insgesamt über 15 Kilometern. Einen Beleg für die Gefährlichkeit der Blockabfertigung sieht darin Daniel Artmann, CSU-Landtagskandidat für Rosenheim West: „Das ist einfach unfallträchtig.“

Besteht Hoffnung? Seit 2017 haben die Tiroler die Blockabfertigungsschraube immer weiter angezogen. Nun ist der „Erfinder“ der Blockabfertigung, Landeshauptmann Günther Platter, in den Polit-Ruhestand gewechselt. Die Wahlen vor gut zehn Tagen brachten kein eindeutiges Ergebnis, eine Koalition der Wahlverlierer ÖVP und SPÖ besitzt einige Wahrscheinlichkeit. Damit könnte der als pragmatisch bekannte ÖVP-Wirtschaftsexperte Anton Mattle Landeshauptmann werden.

Verkehrsminister
setzt auf Dialog

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) äußert sich daher verhalten optimistisch. Er sei nach wie vor überzeugt, dass eine Lösung nur „Dialog aller Anrainerländer“ gefunden werde. Er hoffe, dass die neue Tiroler Landesregierung gesprächsbereit sein werde.

Die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU) hofft auf eine „andere Art des Dialogs“ mit einem neuen Landeshauptmann, glaubt aber nicht, dass „eine andere Koalition die grundsätzliche Haltung von Tirol“ verändern werde. Sie rechnet daher mit Ärger. „Tirol hat bereits angekündigt, weitere Dosiertage anzusetzen, wenn es Baustellen auf der Autobahn gibt.“

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