Tuntenhausen – Die Sorge im 1300-Seelen-Dorf Ostermünchen ist groß: Ein Mitarbeiter der Fritz-Schäffer-Grund- und Mittelschule war am letzten Schultag vor den Osterferien von Polizeibeamten abgeholt worden und nach den Osterferien nicht an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt.
Erst eineinhalb Monate später – am 11. Mai – erhielten die Eltern der Schüler eine E-Mail, in der die Schulrektorinnen erklären, dass die Kripo Rosenheim Ermittlungen gegen den 25-Jährigen eingeleitet habe. Es bestehe der Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, heißt es darin.
Dem Mitarbeiter habe man inzwischen gekündigt und ihm ein Haus- und Betretungsverbot ausgesprochen. Weitere Auskünfte könnten wegen der laufenden Ermittlungen von der Schule nicht gegeben werden. Für besorgte Eltern wurden diverse Telefonnummern genannt.
Angefragt bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, welche zentral für die Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zuständig ist, heißt es, dass bereits seit Anfang Februar 2023 ein Ermittlungsverfahren gegen den 25-Jährigen laufe. „Ausgangspunkt dieser Ermittlungen waren Hinweise eines amerikanischen Cloud-Dienstes“, so Oberstaatsanwalt Thomas Goger. Aus diesem Grund habe zuerst bloß der Verdacht auf Besitz von kinderpornografischen Inhalten bestanden. Die Wohnungsdurchsuchung bei dem Verdächtigen am 1. März habe diesen Verdacht bestätigt: „Es wurden Datenträger sichergestellt, auf denen sich nach vorläufiger Bewertung eine Vielzahl von kinder- und jugendpornografischen Inhalten befanden“, so Goger. Die Auswertung sei bis dato nicht abgeschlossen.
Während der Ermittlungen habe sich aber noch ein weiterer Verdacht gegen den Mann ergeben: Der 25-Jährige soll in mehreren Fällen männliche Kinder zu sexuellen Handlungen überredet und auch sexuelle Handlungen an diesen Kindern begangen haben. „Insgesamt soll es sich derzeit um sechs Geschädigte im Alter von elf bis 13 Jahren handeln“, so Oberstaatsanwalt Goger. Weil der Beschuldigte auch nach der Durchsuchung noch Kontakt zu einem anderen männlichen Kind gesucht habe, sei am 4. April schließlich der Haftbefehl gegen ihn ergangen: wegen Wiederholungsgefahr. Seitdem befindet sich der ehemalige Mitarbeiter der Ganztagsschule in Untersuchungshaft. „Der Kontakt des Beschuldigten zu den betroffenen Jungen soll sich über einen örtlichen Verein ergeben haben, in dem er als Jugendtrainer tätig war“, sagt Thomas Goger. Einen Zusammenhang der Verdachtsfälle mit seiner Tätigkeit an der Ganztagsschule gebe es laut dem Oberstaatsanwalt nach derzeitigem Ermittlungsstand jedoch nicht.
Für den Bürgermeister der Gemeinde Tuntenhausen sind die aktuellen Erkenntnisse eine Katastrophe. Der junge Mann wurde seitens der Gemeinde für die Betreuung an der Schule eingestellt und habe dafür ein erweitertes Führungszeugnis ohne Einträge vorgelegt. „Wir prüfen alle Mitarbeiter in der offenen Ganztagsschule. Wir haben ein Auswahlverfahren, das ich als sehr qualifiziert bezeichnen will“, sagt Bürgermeister Weigl.
„Uns ist wichtig, dass die Schüler geschützt sind, doch leider konnten wir trotzdem nicht verhindern, dass so etwas passiert.“ Den 25-Jährigen habe man seitens Schule und Gemeinde gekannt, und man wägte sich in Sicherheit. Aktuell stehe ein Gespräch zwischen Weigl, der Schulleitung und den Sachbearbeitern des Polizeipräsidiums an, so der Bürgermeister. Dort werde über weitere Schritte gesprochen. Bei Meldungen und Fragen können sich besorgte Eltern an die Kripo Rosenheim wenden, Telefon 08031/200-0.
Daniela Haindl