Es sind die allerletzten Kriegsteilnehmer, die wir jetzt zu Grabe tragen. Die damals noch ziemlich jung waren und jetzt sehr alt geworden sind. So stehe ich nun am Grab eines Verstorbenen, der im Alter von 94 Jahren friedlich heimgegangen ist. 15-jährig als Fronthelfer eingesetzt, hat er nach der Erzählungen seiner Familie ein Leben lang grauenvolle Bilder der Erinnerung mitgetragen. Von den 50 Jugendlichen seiner Einsatzgruppe kamen im Dezember 1944 an einem einzigen Tag 48 ums Leben. Er und ein weiterer Kamerad überlebten, weil sie im Krankenlager waren. Nach Kriegsende hat er einen Beruf erlernt, geheiratet und Leben weitergegeben, ein Haus gebaut und sich als ein besonders liebenswerter Mensch ehrenamtlich engagiert. In der Predigt versuche ich die Stationen seines Lebens lebendig werden zu lassen, weil die guten Erinnerungen an einen Menschen etwas sehr wertvolles sind. Allerdings stelle ich mir auch leise die Frage, wie denn das Leben der 48 anderen jungen Leute verlaufen wäre, hätte man ihnen ihr hoffnungsvolles Leben nicht so grausam genommen. Wen hätten sie geliebt? Welches Leben hätten sie weitergegeben? Was hätten sie gebaut und geschaffen? Wir schauen in diesen Tagen mit Entsetzen nach Israel und die angrenzenden Palästinensergebiete. Wie in einem ewigen Kreislauf dieser Welt wiederholt sich das Leid besonders für die Kinder und Jugendlichen, Eltern und Großeltern. Wo ich ratlos bin, bleibt mir vielleicht nur der Versuch, den Frieden im eigenen Umfeld zu suchen und das Gottvertrauen im Gebet.