Rosenheim – Die Tage von Auerbräu-Festwirt Werner Heinrichsberger sind gut gefüllt. Am Vormittag ist er im Büro, im Anschluss fährt er nach Rosenheim und kümmert sich um die Gäste des Herbstfestes. Zeit für ein Interview nimmt er sich trotzdem. Bei einem Gespräch in der Brauereibox lässt er die vergangenen Tage Revue passieren und erzählt, wieso er auch nach vier Jahren noch nervös ist.
Wie geht es Ihnen nach fast 16 Tagen Wiesn?
Sehr, sehr gut. Bis auf ein paar verregnete Tage hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter. Wir sind sehr zufrieden.
Wie hoch war der Stresslevel in den vergangenen Tagen?
Es ließ sich noch aushalten. Gerade dann, wenn man nicht kränklich ist, kann man die 16 Tage gut wegstecken. Aber natürlich ist man mehr auf den Beinen als an anderen Tagen.
Sie und Ihre Familie sind bei zahlreichen großen Festen im Einsatz. Ist das Herbstfest trotzdem noch mal eine andere Nummer?
Es ist das größte Fest, das wir machen, und es geht 16 Tage lang. Die anderen Feste dauern in der Regel nicht länger als fünf Tage. Das Rosenheimer Herbstfest ist für mich und meine Familie sehr wichtig. Schon alleine deshalb, weil wir an einem guten Tag bis zu 12000 Essen vorbereiten.
Wie schaffen Sie es, dass nichts ausgeht – und nicht allzu viel übrig bleibt?
Wir haben einen sehr guten Küchenchef. Seit vier Jahren sind wir gemeinsam auf dem Herbstfest im Einsatz. Über die Jahre hat er alles ganz genau dokumentiert. Wir können also ziemlich genau sagen, bei welchem Wetter, wie viele Essen bestellt werden. Das Verhalten der Besucher ist in etwa immer gleich. Im ersten Jahr war es mit der Prognose recht schwierig, aber mittlerweile haben wir es wirklich gut im Griff.
Was war heuer der Verkaufsschlager?
Das ist nach wie vor das Hendl. Einige bestellen es mit einer Semmel, die anderen mit Pommes. Beliebt sind auch der Schweinsbraten und der Spanferkelbraten. Auch die Currywurst und die Ente verkaufen sich gut.
Wie sieht es mit vegetarischen und veganen Gerichten aus?
Rahmschwammerl mit Semmelknödeln sind immer begehrt. Auch Käsespätzle sind ein Klassiker. Wir haben auch zwei vegane Gerichte, aber die Nachfrage ist hier verhältnismäßig gering.
Testen Sie auch hin und wieder Ihre Gerichte?
Na klar. Ich esse 16 Tage lang auf dem Rosenheimer Herbstfest. Aber nicht nur in meiner Festhalle, sondern auch beim Flötzinger, Tatzlwurm oder Bierbichler.
Schaut man auch so ein bisschen drauf, was die Konkurrenz so macht?
Eigentlich nicht. Ich nutze vor allem die Möglichkeit, um mich mit meinen Kollegen auszutauschen. Aber klar, wirft man mal einen Blick auf die jeweiligen Speisekarten.
Wie zufrieden sind Sie mit den Reservierungen?
Sehr. Im „Johann Auer“ waren wir 16 Tage ausreserviert. In der Halle sind Montag und Dienstag unsere schwächsten Tage, den Rest der Woche sind wir voll. Wichtig ist bei uns der Biergarten. Dort haben wir 1700 wirklich sehr schöne Plätze. Bei gutem Wetter ist dort jeder Platz besetzt. Bei schlechtem Wetter fehlt uns das.
Sind Sie überrascht, dass es trotz Inflation und hohen Nebenkosten so gut läuft?
Genau diese Frage haben wir uns vorab auch gestellt. Aber man muss sagen: Von all dem merken wir bisher nichts. Natürlich wird alles teurer, wobei unsere Preise immer noch sehr moderat sind. Aber klar, wenn man mit der ganzen Familie unterwegs ist, kann man schon viel Geld ausgeben. Früher haben Familien vielleicht dreimal das Herbstfest besucht, jetzt sind es nur noch zweimal.
Sind Sie selbst mit Ihrer Familie schon einmal über das Festivalgelände geschlendert?
Ja, meine Frau ist jeden Tag da. Auch meine Kinder und Teile meiner Verwandtschaft sind da. Wir sind schon ein paar Mal übers Herbstfest geschlendert.
Fahren Sie gerne Karussell?
Ich bin ein großer Autoscooter-Fan (lacht).
Sie können das Herbstfest also trotz Arbeit genießen?
Ja, auf jeden Fall. Wenn der erste Samstag vorbei ist, ist vieles leichter. Dann geht es vor allem um Listen, Statistiken und die Frage, wo wir für das kommende Jahr etwas optimieren können. Wir sind immer hinterher, die Halle noch attraktiver zu gestalten. Zudem muss gesagt werden: Mein Team hält mir immer den Rücken frei und unterstützt mich sehr gut.
Waren Sie beim Auftakt aufgeregt?
Ja. Auch, weil es beim Einzug einen riesigen Ansturm gegeben hat. Da hofft man einfach, dass alles hinhaut.
Wie schwer war es heuer, Bedienungen zu finden?
Überhaupt nicht. Wir mussten sogar 100 Interessierten absagen, weil wir sonst zu viel Personal gehabt hätten. Wir haben sehr gute Leute, egal ob Bedienung, Küchenpersonal oder bei der Reinigung. Ein Geheimnis ist sicherlich die gute Bezahlung, aber auch die Tatsache, dass unser Personal von uns Getränke und Verpflegung bekommt. Das ist bei einem Fest dieser Größe eigentlich nicht üblich.
Geht es nach dem Herbstfest in den Urlaub?
Nein. Ich komme ja aus der Gastronomie, für uns sind die Monate Juli bis September die Hauptsaison. Wir haben drei Wirtschaften, betreiben ein Freibad und ganz neu das Chaletdorf. Im November geht es dann aber in den Urlaub.
Apropos Chaletdorf: Wie schaffen Sie das auch noch?
Ohne meine Familie wäre all das nicht möglich. Wir sind ein Familienbetrieb. Meine Schwestern und mein Schwager unterstützen mich auf dem Herbstfest. Meine Frau unterstützt mich ebenfalls in Rosenheim und managt gemeinsam mit meiner Tochter Franziska das Chaletdorf. Und mein Vater ist ebenfalls noch überall dabei, unter anderem war er jetzt beim Aschauer Markt im Einsatz, wo wir parallel einen Ausschank haben.
Interview Anna Heise