Rosenheim – Andi Schmidt ist ein gefragter Mann. Er sitzt in der Brauereibox, vor ihm steht eine Tasse Kaffee. Alle paar Minuten kommt jemand an seinen Tisch, um den Festwirt zu begrüßen. Schmidt liebt den Trubel, die Leute und die Stimmung im Festzelt. Trotz seines vollen Terminkalenders nimmt er sich Zeit für ein Interview.
Wie ist die Stimmung nach fast 16 Herbstfest-Tagen?
Ausgesprochen gut. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, zudem gab es mit dem Erntedankfest, dem Maurermontag und dem Plattlersonntag zahlreiche Höhepunkte. Ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten und die Stimmung war über die vergangenen zwei Wochen richtig gut.
Wie lief es mit den Reservierungen?
Wir waren jeden Abend ausgebucht. Das ist keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit. Wir sind sehr zufrieden und dankbar, dass Familien und Firmen ihre Zeit bei uns im Zelt verbringen.
Woher kommt Ihre Herbstfest-Leidenschaft?
Ich liebe das Fest, seit ich ein kleiner Bub war. Das Herbstfest ist für mich ein Stück Lebensqualität, ich genieße jeden Tag. Dass ich als Festwirt tätig sein darf, ist für mich ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist.
Wahrscheinlich auch, weil Sie in Rosenheim aufgewachsen sind.
Das stimmt. Ich bin in Rosenheim geboren, zur Schule gegangen und habe hier mein Abitur gemacht. Erst vor einigen Monaten habe ich das 30-jährige Jubiläum meiner Firma „Prinzipal“ gefeiert.
Viele Leute verbinden mit mir eine gute Zeit und wunderschöne Feste. Ich liebe es, durch die Stadt zu spazieren und mit den Bekannten zu ratschen. Meine Frau bekommt manchmal eine Krise, weil wir für einen kurzen Weg meist mehrere Stunden brauchen (lacht).
Aber haben Sie während des Herbstfests überhaupt Zeit für Gespräche mit Freunden und Bekannten?
Freitag und Samstag ist es tatsächlich eher schwierig, an den anderen Tagen kann ich mir meistens etwas Zeit freischaufeln. Auch, weil ich ein großartiges Team habe, das mir den Rücken freihält. Das ist Luxus. Ich kann dadurch auch ein guter Gastgeber sein und die Besucher begrüßen und mit ihnen ratschen.
Wie viele Stunden arbeitet man als Festwirt?
Ich bin in der Regel ab 10 Uhr im Zelt. Feierabend ist meistens erst deutlich nach Mitternacht, weil ich ja nach meiner Tätigkeit im Flötzinger-Festzelt auch beim „Franz am Wiesntor“ im Einsatz bin. Die Stimmung dort ist immer grandios. Meistens lassen dort alle Bedienungen den Abend ausklingen. Es ist eine gute Gemeinschaft.
Hört sich trotzdem anstrengend an.
Ja, wobei ich in diesem Jahr eine kleine Wohnung im „Franz am Wiesntor“ habe. Das heißt, mein Nachhauseweg ist sehr kurz (lacht).
Ist man nach drei Jahren eigentlich immer noch nervös?
Ja, ich habe immer eine gewisse Grundanspannung. Natürlich auch deshalb, weil ich alles sehr gut machen möchte. Heuer lag der Fokus beispielsweise noch etwas mehr auf der Optik. Trotz der Tatsache, dass wir innerhalb kürzester Zeit Tausende von Essen zubereiten, ist es uns wichtig, dass jedes Gericht liebevoll hergerichtet wird. Also beispielsweise keine Soße am Tellerrand.
Wie schafft man 16 Tage Herbstfest? Haben Sie Tipps?
Ich nehme mehr Vitamine als sonst. In der Regel komme ich ganz gut durch die zwei Wochen. Nur meine Stimme schwächelt hin und wieder etwas. Da kann ich die Halstabletten „GeloRevoice“ empfehlen, die schmecken grässlich, helfen aber wirklich gut. Ansonsten trainiere ich bei allen Prinzipal-Festen schon über das ganze Jahr, um fürs Herbstfest topfit zu sein.
Was waren heuer die Verkaufsschlager?
Der Schweinsbraten und das Brathendl. Und das, obwohl man es ja rein theoretisch das ganze Jahr über essen kann. Aber auf dem Herbstfest ist es nach wie vor ein Hit. Das kenne ich auch von mir selber. Wir haben die Gewürzmischung noch mal ein bisschen angepasst, das kam bei den Gästen gut an.
Haben die Vegetarier im Zelt zugenommen?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Wir hatten ja schon immer vegetarische Gerichte auf der Karte, die in der Regel auch sehr beliebt sind.
Woher wissen Sie eigentlich, wie viel Essen Sie kochen beziehungsweise bestellen müssen?
Die Zahlen aus den Vorjahren hängen bei uns in der Küche. Wir berechnen immer 15 Prozent mehr. Ist gutes Wetter, verkaufen wir in der Regel mehr Essen, bei Regenwetter etwas weniger. Unser Ziel ist es, möglichst am letzten Sonntag wenig in der Kühlung zu haben. Gleichzeitig wäre das Schlimmste, was passieren kann, dass uns ein Gericht ausgeht.
Ist das schon mal passiert?
Zum Glück nicht. Wobei man sagen muss, dass uns der letzte Sonntag auf dem Herbstfest schon hin und wieder an unsere Grenzen gebracht hat. Jeder will dann noch schnell seine Markerl einlösen. Heuer war unser Hendl-Lieferant den ganzen Tag vor Ort und hat uns neue Hendl gebracht, wenn der Bedarf da war.
Sie haben sich auch schon als Ballonverkäufer probiert.
Für den Fall, dass es als Festwirt mal nicht mehr läuft (lacht). Nein, aber im Ernst. Das war eine Gaudi. Kinder aus der Ukraine und aus Australien haben bei mir einen Ballon gekauft. Da musste ich sogar ein bisschen Englisch reden. Es gibt nichts Schöneres, als die leuchtenden Kinderaugen zu sehen.
Ein wenig Nachhilfe habe ich aber gebraucht. Hubschrauber und SpongeBob habe ich selbstverständlich erkannt, aber ich wusste beispielsweise nicht, wer Patrick ist (ein Seestern aus der Zeichentrickserie SpongeBob, Anm. der Redaktion). Wirtschaftlich hat auch alles hingehauen (lacht).
Was ist das Besondere an der Arbeit im Flötzinger-Festzelt?
Die familiäre Atmosphäre. Jeder ist gut gelaunt und macht seinen Job gerne. Egal ob vor oder hinter den Kulissen, wir sind einfach ein super Team.
Wie traurig sind Sie, dass sich das Herbstfest dem Ende zuneigt?
Ich bin schon traurig, aber nach 16 Tagen sehnt man sich dann doch nach einer kleinen Pause. Vor allem für diejenigen, die in der Küche arbeiten.Interview Anna Heise