Erfüllt statt ausgefüllt

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Manchmal reicht morgens ein Blick in den Terminkalender, und schon steigt der Adrenalinspiegel. Die Einträge stehen dort oft nicht nur hintereinander. Manche überschneiden sich oder finden gleichzeitig statt. Da heißt es gut überlegen und jonglieren. Advent meint eigentlich Ankunft, aber manchmal fühlt er sich eher an wie ein Wettlauf. Ein Rennen zwischen Treffen, Feiern und anderen Verpflichtungen. Und mitten darin meine leise Frage: Wo bleibe eigentlich ich? Natürlich sind da schöne Termine dabei, auf die ich mich freue. Aber es sind einfach zu viele. Meine Hochachtung steigt hier noch vor den Müttern, die in einem Kalender die Termine aller Familienmitglieder unter einen Hut bringen müssen. Mir helfen hier immer Worte aus einem Brief von Bernhard von Clairvaux. Er lädt ein, wie eine Schale zu leben – nicht wie ein Kanal. Die Schale lässt sich von einer Quelle füllen. Erst wenn sie überläuft, beginnt sie zu schenken. Der Kanal dagegen leitet weiter, was er selbst kaum spürt. Im Advent geraten wir leicht in den Modus des Kanals. Wir geben Energie, Zeit, Aufmerksamkeit – und merken kaum, wie leer wir innerlich geworden sind. Der heilige Nikolaus, dessen Fest wir in den kommenden Tagen feiern, zeigt genau das Gegenteil. Seine „Gabe“ bestand zunächst darin, die Not und Einsamkeit anderer zu sehen. Um dann in Fülle zu schenken. Ja, auch materielle Geschenke, aber viel mehr noch das gute Wort, Mut und Zuversicht. Was er gab, wuchs aus einem gefüllten Herzen, das tief in der Liebe verankert war. Wirklich schenken kann nur, wer selbst erfüllt ist – aus einem Herzen, das überfließt und diese Fülle weiterträgt.

Artikel 1 von 11