Garteln auf kleinstem Raum

von Redaktion

In der Frühlingszeit steigt die Lust, dem grünen Daumen freien Lauf zu lassen. In der Stadt ist das nicht immer so einfach. Denn: Viele haben nur einen kleinen Raum zur Verfügung.

Rosenheim – 30 Quadratmeter: Mehr Platz hat Susanne Hoffmann in ihrem Garten nicht zur Verfügung. Trotzdem hat die Rosenheimerin jeden Zentimeter ausgenutzt. Die mit Kletterpflanzen begrünten Hauswände fügen sich harmonisch in den Garten ein. Für die nötigen Farbtupfer sorgen Blumen in großen Töpfen. Statt Wiese setzt die Rosenheimerin vermehrt auf Gräser und Steine. „Das ist viel pflegeleichter“, lautet ihr Urteil.

Anbau von Kräutern eignet sich für Laien

In ihrem Kräutergarten pflanzt sie Minze, Basilikum, Thymian und Schnittlauch an. „Die sind unkompliziert, halten viel aus und man kann eigentlich nichts verkehrt machen“, sagt sie. Auch für Laien ein perfekter Einstieg, weiß Anja Frohwitter. Die 45-Jährige ist die Geschäftsführerin der „Stadtpflanzen Rosenheim“.

Sie will die Bürger motivieren, die Stadt als Anbaufläche für Gemüse und Kräuter zu nutzen – selbst dann, wenn es nur wenig Platz gibt. Die Begeisterung für Pflanzen wurde Frohwitter von der Oma vererbt. „Ich bin mit einem Selbstversorgergarten groß geworden“, erinnert sie sich und fügt hinzu: „Ohne Pflanzen wäre ein Leben für mich nicht vorstellbar.“ Ähnlich geht es auch Hoffmann. Wöchentlich verbringt sie fast zehn Stunden in ihrem grünen Reich. Anfang April beginnt die Rosenheimerin mit dem Aussäen.

Übrigens: Ihre Kräuter und Gräser bleiben in den Wintermonaten zwar draußen, werden aber zurückgeschnitten und abgedeckt.

Auf ihrem Balkon pflanzt Hoffmann hauptsächlich Erdbeeren an. Auch hier könne man eigentlich nicht viel verkehrt machen. Der Anbau auf dem Balkon habe gleich mehrere Vorteile: viel Sonne und Schutz vor Schnecken.

Obst, Kräuter, Gräser: Trotzdem gibt es für Hoffmann einen kleinen Wermutstropfen. „Für ein Hochbeet mit Gemüse fehlt mir einfach der Platz.“

Die Lösung liefert Frohwitter: Mithilfe von Milchtüten, Pflanzensäcken und vertikalen Begrünungsmethoden kann auf kleinstem Raum Gemüse angebaut werden. Die Geschäftsführerin erklärt, wie es geht: Bei den Milchtüten einfach den Deckel abschneiden und Löcher in den Boden stechen. Es folgen kleine Steinchen, die das Wasser halten, Erde und eben die Samen. „Wichtig sind die Löcher“, betont die 45-Jährige.

Wer sein Glück lieber mit den Pflanzentaschen probieren möchte, kann sich direkt vom „Stadtpflanzen-Team“ beraten lassen. Vorab sei aber schon mal gesagt, dass die Taschen recycelbar sind und sich nicht so schnell aufheizen. „Das ist gerade in der Stadt unheimlich wichtig und schützt die Wurzeln vor dem Austrocknen“, sagt die Rosenheimerin.

Eine weitere Möglichkeit: Europaletten vertikal aufstellen und als Hochbeet umfunktionieren. Auch die 45-jährige Geschäftsführerin nutzt einige dieser Varianten.

Seit 2017 setzt sich Frohwitter jetzt schon, gemeinsam mit Sven Seynsche, für den vermehrten Anbau von essbaren Pflanzen ein. „Das bringt Vorteile für das gesamte Ökosystem Stadt“, begründet die 45-Jährige.

Vorteile seien unter anderem: mehr Artenvielfalt für Insekten, weniger Verpackung, reiferes Gemüse sowie andere Angebote als in den Supermärkten. Für Frohwitter Gründe genug, ihr Essen selber anzupflanzen.

Zwiebel und Karotte helfen sich im Beet

Und das sei gar nicht so schwer, wiederholt sie immer wieder. Ihr Motto: „Einfach ausprobieren.“ Unumstritten sei aber, dass jede Pflanze unterschiedliche Ansprüche hat – egal ob beim Licht-, Luft- oder Wasserbedarf. Davon entmutigen lassen sollte man sich nicht. „Pflanzen sind ein bisschen wie Haustiere, bloß ohne Gassi gehen“, sagt die 45-Jährige.

Egal ob kleiner Garten, Balkon oder nur das Fensterbrett in der Küche: Gemüse, Salat und Kräuter können nahezu überall angepflanzt werden. Erfahrung braucht es fast keine. „Wenn es schief geht, ist es eine Erfahrung für das nächste Jahr“, sagt Frohwitter.

Tipps von der Expertin

Pflanzen sind ein bisschen wie Haustiere, bloß ohne Gassi gehen.

Anja Frohwitter, Geschäftsführerin „Stadtpflanzen Rosenheim“

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